Do. 6.10. 20:00 / Vokü 19:00
300 Juden gegen Franco Dokumentation
Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, verließen mehr als 300 Juden das britische Mandatsgebiet Palästina, um in den Internationalen Brigaden gegen den Faschismus zu kämpfen. Viele von ihnen waren jüdische Kommunisten und davon überzeugt, dass der Faschismus nicht nur das größte Übel für die Juden, sondern der Menschheit überhaupt sei.
Fr. 7.10. 20:00 / Vokü 19:00
Die CNT, 1936 – 1976. Von der Destruktion zur Rekonstruktion.
Vortrag von Doris Ensinger „Barcelona“ mit Diskussion
Als am 17. Juli 1936 die faschistischen Generäle den lange geplanten Putsch gegen die verhasste Zweite Spanische Republik in Marokko beginnen, ist dies der Beginn dessen, was als „spanischer Holocaust“ in die Geschichtsschreibung eingeht. Die faschistischen Militärs, unterstützt von der gesamten Rechten Spaniens sowie Hitler-Deutschlands und des faschistischen Italiens, haben ein einziges Ziel: die Vernichtung des Feindes, d.h. der Anhänger oder Verteidiger der Zweiten Spanischen Republik und aller „Marxisten, Juden und Freimaurer“. Mit nicht zu überbietender Grausamkeit werden hunderttausende Menschen bei der Eroberung der spanischen Regionen massakriert. 1939, nach Ende des Bürgerkriegs, folgt die zweite Repressionswelle. Linke, demokratische Parteien, Gewerkschaften, sonstige Vereinigungen werden verboten, ihr gesamtes Vermögen eingezogen, hunderttausende in Konzentrationslager, Arbeitsbataillone, Gefängnisse gesteckt, wo unzählige an Hunger, Krankheiten oder Misshandlungen sterben, soweit sie nicht in fadenscheinigen „Gerichtsverfahren“ zum Tode verurteilt und hingerichtet werden. Von diesen Maβnahmen ist selbstverständlich auch der Erzfeind der Rechten, die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CNT, betroffen. Ein Jahrzehnt lang führt sie den Kampf gegen den faschistischen Staat vom Untergrund aus weiter, wird letztendlich aufgerieben. Auch im Exil geht der Kampf weiter, aber auch dort erfahren die Antifaschisten keinerlei Unterstützung der sogenannten demokratischen Länder. Als 1975 der Diktator endlich stirbt, steht die CNT kaum zu überwindenden Problemen und Konflikten gegenüber. Der erste Kongress nach vierzig Jahren, im Dezember 1979, endet mit der Spaltung der Organisation, und die folgenden Jahrzehnte führen nicht zu einer Stabilisierung, sondern zur weiteren Schwächung der anarchistisch-libertären Bewegung. Anlässlich der Vorstellung meines Buches „Quer denken, gerade leben“ Erinnerungen an mein Leben und an Luis Andrés Edo möchte ich die Geschichte der CNT in den vergangenen 80 Jahren in den Vordergrund stellen.
Do. 13.10. 20:00 / Vokü 19:00
Invisible Heroes. African Americans in the Spanish Civil War
Dokumentation
2800 US-Amerikaner kämpften im spanischen Bürgerkrieg für die Republik und gegen den Faschismus. Weniger bekannt ist, dass viele dieser Freiwilligen der Lincoln-Brigade Afroamerikaner waren. Heroes invisibles erzählt die Geschichte dieser Männer und Frauen, ihr Kampf für Demokratie und für die Bürgerrechte, die ihnen ihr eigenes Heimatland verwehrte/verweigerte. Der Dokumentarfilm bietet Interviews mit Veteranen und Historikern aus Spanien und den USA sowie selten gezeigtes Archivfilmmaterial und Bilder der historischen Schauplätze in Mississippi, Chicago, New York sowie in verschiedenen Orten Spaniens. Eine gründliche Recherche und ein hochinteressanter Einblick in ein ungeschriebenes Kapitel der Geschichte Spaniens und der USA.
Regie: Alfonso Domingo und Jordi Torrent
Spieldauer 74 Minuten. Originalfassung (Englisch, Spanisch) mit engl. & span. Untertiteln.
Fr. 14.10. 20:00 / Vokü 19:00
Anarchistischer Kampf während des Austrofaschismus. Graz 1937
Vortrag von Reinhard Müller mit Diskussion
„Wer pessimistisch in die Zukunft blickt, offenbart seinen schwachen
Willen“. Anarchistischer Kampf während des Austrofaschismus. Graz 1937.
von Reinhard Müller
Die Frage, was aus den anarchistischen Gruppen und Menschen in der Zeit des Austrofaschismus und Nationalsozialismus geworden ist, ist bis dato kaum erforscht. Reinhard Müller hat sich diesbezüglich auf Spurensuche begeben und die Hintergründe und Wege zweier Grazer Gruppen nachgezeichnet. Sie verfassten Flugblätter, brachten kurzzeitig, die beiden Zeitschriften „Brot und Freiheit“ und „Licht“ heraus, bis sie aufflogen und einige verhaftet wurden. Ein wichtiger Teil ihrer
Auseinandersetzung bezog sich auf den antifaschistischen und revolutionären Kampf der anarcho-syndikalistischen Proletarier_innen in Spanien.
Do. 20.10. 20:00 / Vokü 19:00
Land und Freiheit
Spielfilm mit historischen Fakten
Liverpool 1994: Eine junge Frau findet ihren Großvater David bewusstlos auf dem Sofa liegend, auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt er. Nach seinem Tod findet sie auf dem Schrank einen alten Koffer mit Briefen, Zeitungsausschnitten, Fotografien und ein mit Erde gefülltes rotes Halstuch. Sie beginnt, das ihr unbekannte Leben ihres Großvaters zu rekonstruieren: 1936 entschließt sich der junge englische Kommunist Dave Carr, in Spanien an der Seite der Republikaner gegen Francos Faschisten zu kämpfen. Doch er merkt schnell, dass es im Krieg keine Helden gibt und der Idealismus auf der Strecke bleibt. Selbst einige seiner Genossen führen lieber interne Machtkämpfe, als für die Freiheit zu streiten. Trost und neue Hoffnung findet Dave bei seiner großen Liebe, der Miliz-Angehörigen Blanka.
Ken Loach 1995
Fr. 21.10. 20:00 / Vokü 19:00
Rojava und Spanische Revolution – ein Vergleich
Vortrag mit Diskussion
In Rojava, Westkurdistan, entsteht seit 2011 eine Gesellschaft, die auf Selbstverwaltungsstrukturen basiert. Da die theoretische Grundlage hierfür u.a. von anarchistischen Ideen beeinflusst wurde, erfährt die Region Interesse und Solidarität von Anarchist_innen aus der ganzer Welt. Eine sich explizit als anarchistisch verstehende Gesellschaftsform war hingegen während des Spanischen Bürgerkrieges existent. Wir möchten daher diese mit der aktuellen Lage in Rojava vergleichen: bestehen Ähnlichkeiten zwischen beiden Situationen? Was sind die Unterschiede?
Do. 27.10. 20:00 / Vokü 19:00
Libertarias Spielfilm mit historischen Fakten
Die Filmhandlung beginnt im Juli 1936 mit der Niederschlagung des franquistischen Militärputsches in Barcelona. Die parallel vonstatten gehende Etablierung einer provisorischen, antifaschistischen Volksregierung wird mit stark gefühlsbeladenen Bildern in Szene gesetzt. In kurzer Schnittabfolge kontrastiert der Vorspann historische Basisinfos in Textform, dokumentarisches Material und gestellte Film-Massenszenen. In der Eingangsszene, welche zur eigentlichen Handlung überleitet, stürzen Aktivisten der CNT-FAI ein Steinkreuz von einem Kirchturm – ein filmisches Symbol für die Absicht der anarchistischen Milizionäre, die alte Zeit zu beenden und eine neue zu gestalten. Im Mittelpunkt der Filmhandlung stehen vier unterschiedliche Frauen – die junge Nonne Maria (Ariadna Gil), die beiden Prostituierten Floren (Victoria Abril) und Charo (Loles León) sowie die militante Feministin Pilar (Ana Belén). Anlässlich einer Durchsuchung in einem Bordell hält Pilar vor den Frauen eine Agitationsrede, bei der sie an die Moral der Frauen appelliert und versucht, sie für den antifaschistischen Verteidigungskampf zu mobilisieren.
Im weiteren Verlauf der Handlung schließen sich Floren und Charo Pilars Brigade der Mujeres Libres an, der Frauenorganisation der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT; ebenso die Nonne Maria, die als gläubige Katholikin zunächst nur Zuflucht gesucht und dabei in Florens Bordell Unterschlupf gefunden hat. Die vier Frauen werden Milizsoldatinnen. In der Folge nehmen sie auch an bewaffneten Kämpfen gegen die franquistischen Aufständischen teil. Die unterschiedlichen Charaktere der drei Frauen machen einen Spannungsbogen des Films aus. Ein weiterer ist die Selbstbehauptung der vier Frauen gegen althergebrachte Vorstellungen im eigenen Lager – auch innerhalb der Mujeres Libres. Während einige Pilar und ihre Freundinnen dazu zu überreden versuchen, in der Küche zu arbeiten und den Kampf den Männern zu überlassen, werden sie von anderen – einer Komiteedeputierten, deren Rolle an das zeitweilige Mitglied der CNT in der republikanischen Zentralregierung, Federica Montseny, erinnert – explizit dazu ermutigt, sich auch als Milizionärinnen am gemeinsamen Kampf zu beteiligen.
Die epische Art der Darstellung, bei der die unterschiedlichen Konfliktebenen durch beispielhaft dargestellte Personenrollen nachvollziehbar gemacht werden, setzt sich im weiteren Verlauf der Handlung fort. Miguel Bosé spielt beispielsweise die Rolle eines abtrünnigen Priesters, der sich für die Republik engagiert, gleichzeitig jedoch mit seinen Gewissenskonflikten fertig werden muss. Auch der Krieg selbst – konkret: die Einsätze von Pilars Einheit an der Aragon-Front in der Nähe von Saragossa – verlangt den Beteiligten das Äußerste ab. Der Film beschönigt oder romantisiert den Krieg gegen die Putschisten nicht. Vielmehr stellt er die Bürgerkriegsjahre zwischen 1936 und 1939 als eine dramatische Epoche dar, die neben politischer Hoffnung Leid und Elend zur Folge hatte und vielen Betroffenen existenzielle Entscheidungen abverlangte.[1] Die realistische Beschreibungsweise wurde unter anderem durch die Besetzung historisch verbürgter Figuren gewährleistet. So spielt der argentinische Schauspieler Héctor Colomé in einer Nebenrolle den charismatischen FAI-Milizkommandanten Buenaventura Durruti.
Regisseur Vicente Aranda, Spanisch mit eng. Untertiteln
Fr. 28.10. 20:00 / Vokü 19:00
Die Mujeres Libres im Spanischen Bürgerkrieg.
Vortrag von Vera Bianchi mit Diskussion
Die Gruppe „Mujeres Libres“ (Freie Frauen) wurde im April 1936, also drei Monate vor Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, gegründet. Durch den in der CNT herrschenden Sexismus enttäuscht, kamen die Gründerinnen zu der Überzeugung, dass es zumindest temporär notwendig sei, sich in einer Frauengruppe zu organisieren. Mit der Gruppe verfolgten sie zwei Ziele: »captación« und »capacitación«. Frauen für die anarchistische Bewegung zu begeistern und zu gewinnen – und »capacitación« die Befähigung (Bildung und Ausbildung) der Frauen. Dadurch sollten die Frauen wirtschaftlich unabhängig werden – als Grundlage für die geistige Emanzipation. Nach den Mujeres Libres befand sich die Frau in einer dreifachen Sklaverei: als Arbeiterin, als Hausfrau und Mutter und als Unwissende. Während des Spanischen Bürgerkriegs (18.7.1936-1.4.1939) wuchs die Gruppe auf ungefähr 20.000 Mitglieder in über 160 Ortsgruppen an und unterstützte die republikanische Seite auf vielfältige Weise: sowohl als Kämpferinnen an der Front als auch im Hinterland durch Organisierung von Bildungs- und Ausbildungskursen, Kindergärten und Volksspeiseräumen. Die Mujeres Libres hielten die soziale Revolution nur für machbar durch die Verbindung von Anarchismus und Feminismus.
Fr. 4.11. 20:00 / Vokü 19:00
Warum (nicht) wählen?
Vortrag mit Diskussion
Ein mathematischer Zugang zur Theorie der Wahl, Basisdemokratie & die Herausforderung einer Entscheidungsfindung in großen Gruppen. Die Kritik an Wahlen ist eine der grundlegenden Themen anarchistischer Theorie. Typischerweise basiert diese Kritik auf philosophischen Argumenten. Im Gegensatz zur etablierten Theorie, werden wir eine Einführung in die akademische Betrachtung von Wahlsystemen durch mathematische Methoden geben: die sogenannte Public Choice Theory.
Wir beginnen darüber nachzudenken was eine Wahl wirklich ist, warum wählen problematisch ist aber auch warum schlichtes nicht wählen ebenfalls problematisch ist! Wir diskutieren warum selbst AnarchistInnen sich (mit einer Art von) Wahlen auseinandersetzen sollten, selbst wenn wählen bekannter weise eine problematische Form der Entscheidungsfindung ist. Wir werden argumentieren, dass viele scheinbar unterschiedliche Informationsverarbeitungssysteme, welche von Nutzen für die Koordination einer befreiten Gesellschaft sein könnten, auf einer formalen Ebene Wahlen ähneln. Dies macht eine kritische Analyse dieser notwendig.
Mi. 9.11. 20:00 / Vokü 19:00
Die lange Hoffnung
Dokumentation
Der Film beginnt, wo andere über die Geschichte des spanischen Bürgerkrieges enden: an der Grenze. Die Filmemacher begleiten sechs Wochen lang Clara Thalmann und Augustin Souchy in die Gegend Kataloniens, wo beide zwischen 1936 und 1939 aktiv an den Kämpfen gegen Franco und an der Kollektivierung der anarchistischen CNT, „der einzigen sozialen Revolution von unten“ teilgenommen haben. Bauern, Tagelöhner, Handwerker und Arbeiter kollektivierten Landbesitz und Produktionsmittel. Es war keine blutige Staatsaktion, sondern eine Revolution, ausgelöst von Anarchosyndikalisten und ihrer Gewerkschaft CNT, die 1936 mit einer Million Mitglieder die bedeutende gesellschaftliche Kraft darstellte.
Clara und Augustin treffen sich zu dieser Reise zum ersten Mal seit 1937 wieder. Da-zwischen liegen für beide Gefängnis, Exil, Kampf und Niederlagen, Alter und Krankheit. Und doch verkörpern beide ein Stück Kontinuität, lebendige Geschichte der anarchistischen Bewegung, die nichts gemein hat mit der Kurzlebigkeit vieler politischer Bewegungen der 80er Jahre. So ist die Geschichte des Films in doppeltem Sinne Geschichte: zwei alte KämpferInnen suchen die Stationen ihrer Vergangenheit, versuchen Wirklichkeit zu rekonstruieren und erleben Spanien, in dem diese Geschichte unterschlagen wird. In der offiziellen Geschichtsschreibung sowie bei den meisten Beteiligten wurde sie durch 40 Jahre Franco-Terror zum Schweigen gebracht.
Eine Reise hat ihre eigene Dynamik: Zufällige Begegnungen entstehen, längst Verschüttetes wird hochgespült, und feste Einschätzungen werden mit einer anderen Realität konfrontiert. Die einen erzählen begeistert von damals, von der Kollektivierung, und ein paar Frauen erinnern sich nur an die Arbeit. Oder Augustin und Clara geraten ins Streiten, wie es nun war, und ob die Gewalt „nur“ Verteidigung der Revolution oder ob die Revolution eben doch gewaltvoll war. „Die lange Hoffnung“ ist auch ein Beitrag zur Rehabilitierung des verfemten Begriffs „Anarchismus“ (in Spanien schlimmer als der Kommunismus), dessen ehemalige AnhängerInnen und KämpferInnen – sofern sie überlebt haben – langsam alle wegsterben. Ihre Erfahrungen und Lebendigkeit sind hier festgehalten.
Am 1. Januar 1984 starb Augustin Souchy mit 91 Jahren in München, zwei Jahre darauf starb Clara Thalmann in Nizza.
Mit Clara Thalmann und Augustin Souchy in Spanien
1983, 92 Min
Regie: Pepe Danquart Buch: Danquart/Schlömer/Stefan Krass Ton: Pepe Danquart Kamera: Michael Schlömer
Do. 10.11. 20:00 / Vokü 19:00
So weit uns Spaniens Hoffnung trug
Lesung und Diskussion mit Erich Hackl
Im Sommer sind es achtzig Jahre her, dass spanische Militärs unter General Franco ihren Aufstand gegen die Republik begannen und damit den Spanischen Bürgerkrieg vom Zaun brachen. Aus diesem Anlass ist die vorliegende Anthologie entstanden. Der Herausgeber Erich Hackl schreibt dazu: »In ein paar Jahren wird niemand mehr da sein, der mit den Ereignissen eigene Erfahrungen verbindet; und wer den ersten langen, erbitterten und am meisten erregenden Abwehrkampf gegen den Faschismus, unter scheinbar völlig veränderten politischen Verhältnissen nach- und miterleben will, wird auf die unter dem Eindruck des Geschehens entstandene Literatur angewiesen sein. Sie gibt, genauer als ein Geschichtswerk, Auskunft über das, was die Menschen damals erhofft, was sie gewonnen und verloren haben, was möglich gewesen wäre.«
Der Band versammelt 46 Texte, Erzählungen und Berichte, von deutschsprachigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Sie sind chronologisch angeordnet und veranschaulichen den Spanischen Bürgerkrieg vom Anfang bis zum bitteren Ende in einer einzigen großen, vielstimmigen Erzählung. Und in all seinen Facetten: Sie illustrieren die Hoffnung, die Schrecken des Krieges, die Entschlossenheit des Widerstandes gegen den Faschismus, die Solidarität, den Verrat des demokratischen Europa an der spanischen Republik, die Kämpfe innerhalb der Volksfront und vieles mehr.