5 neue Bücher Widerständige Frauen

Frauenkommunebuch

Seit den frühen 70er Jahren gibt es in Deutschland immer mehr Kommunen.


Astrid Glenk, Britta Hapke-Kerwien, Karin Hartrampf, Anja Kraus, Doris Krutisch, Heike Richards (Hrsg.)
ISBN 978-3-86841-027-3
444 Seiten
24,50 €

Seit den frühen 70er Jahren gibt es in Deutschland immer mehr Kommunen. Wir, Frauen aus verschiedenen Lebensgemeinschaften, haben uns über 6 Jahre getroffen, um in diesem Buch über den Frauen-Alltag in dieser speziellen Lebensform zu erzählen. Kinder haben, in Rollen gefangen sein, Freundinnenschaften und auch Unterdrückung und Abhängigkeiten werden hier spannend und facettenreich beschrieben.  Die Berichte sollen anderen Frauen helfen, die sich für andere Lebensformen als die Kleinfamilie oder ein Singledasein interessieren, Klippen zu umschiffen und sich unsere Erfahrungen zu Nutze zu machen

Verlag Edition AV
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„Keine Freiheit ohne Gleichheit“
Louise Michel (1830 – 1905), Anarchistin, Schriftstellerin,
Ethnologin, libertäre Pädagogin

Michaela Kilian
„Keine Freiheit ohne Gleichheit“
Louise Michel (1830 – 1905), Anarchistin, Schriftstellerin,
Ethnologin, libertäre Pädagogin
ISBN 978-3-936049-93-0
250 Seiten
17 €

Sie forderte „die absolute Freiheit, nichts als die Freiheit und nur sie.“ Sie wusste aber auch: „Keine Freiheit ohne Gleichheit! Keine Freiheit in einer Gesellschaft, die in den Händen weniger monopoli-siert wird“ – ein Problem nicht nur des 19. Jahrhunderts, sondern im Gegenteil bestürzend aktuell. Louise Michel, Anarchistin, Pädagogin und Schriftstellerin, forderte „das Brot für alle, die Wissenschaft für alle, die Arbeit für alle – für alle auch Unabhängigkeit und Gerechtigkeit.“ Offenbar waren dies unangemessene Forderungen, denn die Verfasserin dieser Zeilen galt als streitbarste Frau Frankreichs und schied die Geister. Für die einen war sie die „Jeanne d’ Arc des Anarchismus“, für andere ein hässliches „Mannweib“, „fanatisch“, für die bürgerliche Presse „La pétroleuse“ („Anzünderin“). Sie war die meistgehasste und meistbewunderte Frau Frankreichs. Zeitgenoss/INNen ehrten sie als „eine der bemerkenswertesten Frauen des Jahrhunderts“; Leonhard Abbott anerkannte sie – mit Emma Goldman und Voltairine DeCleyre – als „die drei bedeutendsten Anarchistinnen der modernen Zeit.“
Bereits wenige Jahrzehnte nach ihrem Tod im Jahre 1905 war ihre Bedeutung sowohl für die Geschichte der Pariser Kommune von 1871 als auch für die des Anarchismus von den Historikern „vergessen“, die auch die Leistung der Frauen unzähligen Revolutionen gern unterschlagen, obwohl in der Französischen Revolution von 1789, in der von 1848 und in der russischen Widerstandsbewegung Frauen an vorderster Stelle standen. Doch vor allem den rebellischen Geist einer Louise Michel, einer Kämpferin gegen eine antihumane kapitalistische Welt, die Menschen in Ausbeuter und Ausgebeutete scheidet, hat auch das 21. Jahrhundert bitter nötig. Ihre Ideen machen Louise Michel, die Freiheitskämpferin, zu einer Zeitgenossin von uns. Ist sie darum so wenig bekannt?

Rezension:

Anna Homburg: Die Anarchistin Louise Michel, erschienen in: contraste – Juni 2008
Sie lebte zwischen 1830 (andere Autoren nennen 1833 als Geburtsjahr) und 1905, und sie schied die Geister. Für die einen war sie eine „pétroleuse“, eine Brandstifterin und Terroristin, – für die anderen die „Jeanne d`Arc des Anarchismus“, die für ihre moralischen und politischen Überzeugungen einstand und keinen Millimeter von der einmal gewonnenen Erkenntnis abwich. Zeitgenossen ehrten sie darum als „eine der bemerkenswertesten Frauen des Jahrhunderts“.
Für die bürgerliche Presse war sie ein „Reizthema“, denn sie war bereits zu Beginn der Regierung von Napoleon III. eine überzeugte Republikanerin. „Keine Freiheit ohne Gleichheit! Keine Freiheit in einer Gesellschaft, die in den Händen weniger monopolisiert wird“, lautete ihr Credo – eine bis heute nicht eingelöste Forderung. Sie verlangte „die absolute Freiheit, nichts als die Freiheit und nur sie.“ Diese Radikalität und Kompromißlosigkeit machen Louise Michel zu unserer Zeitgenossin. Denn kaum eine Gesellschaftsform erzeugt so viel soziales Unrecht wie die kapitalistische; Soziologen sprechen von einer immer weiter auseinanderklaffenden „Schere“ zwischen Arm und Reich. Und wie zu Lebzeiten Michels wird diese Tatsache entweder fatalistisch als „naturgegeben“ hingenommen oder die Armen und Arbeitslosen werden für ihre Misere öffentlich verantwortlich gemacht, indem ungeniert von einer „Politik von Zuckerbrot und Peitsche“ gesprochen wird: als müßten die Arbeitslosen für ihre Arbeitslosigkeit auch noch bestraft werden. Daß die „faulen Arbeitslosen“ schuld an der Arbeitslosigkeit seien ist einer der Mythen des 20./21. Jahrhunderts über die Ursachen sozialen Unrechts. Mythen sind dazu da, kritisches Denken gesellschaftlich wirkungslos zu machen. Daran haben die Inhaber der sozialen und gesellschaftlichen Macht ein Interesse.
Die wirklichen Ursachen sozialen und wirtschaftlichen Unrechts wurden bereits vor über hundert Jahren beim Namen genannt. Doch die Arbeit der Anarchisten, ihre Bemühungen um eine humane und gerechte Gesellschaft gleichen der immer neuen Erfindung des Rades. Wer kennt heute noch Louise Michel? In Deutschland ist sie nahezu unbekannt.
Zeit also, sich wieder mit ihr zu beschäftigen – und sie zu lesen. In deutscher Übersetzung gibt es von ihrem umfangreichen Werk lediglich ihre zuerst 1886 veröffentlichten (und 1977 übersetzten) „Memoiren“; wollen wir mehr erfahren, müssen wir uns an andere Quellen halten, die indes z. T. schwer zugänglich sind.
Die Biographie der Historikerin Michaela Kilian erfüllt da viele Wünsche. Die gegenwärtige Forschungslage wird eingehend referiert; für Nicht-Anarchisten gibt es eine knappe Einführung in die zentralen Gedanken und Forderungen des Anarchismus. Es folgt ein Kapitel über die Geschichte der Mädchenbildung und die Verdienste der Pädagogin Louise Michel. Kilian beschreibt Kindheit, geistigen und politischen Werdegang ihrer Protagonistin, sympathisiert mit Michels Kämpfen gegen die Armut in der französischen Hauptstadt und in der legendären „Pariser Kommune 1871.“ Auch auf Michels feministisches Selbstverständnis (sie wurde u. a. von den russischen Anarchistinnen beeinflußt) geht Kilian erschöpfend ein; die Parallelen zwischen den Gedanken einer Mary Wollstonecraft (1792) und denjenigen Michels sind frappierend – und zeigen uns die „Fröste der Freiheit“ einer streitbaren Frau.

Verlag Edition AV
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„Man sagt, ich sei ein Egoist. Ich bin eine Kämpferin“


Sulamith Sparre
„Man sagt, ich sei ein Egoist. Ich bin eine Kämpferin““
Dame Ethel Mary Smyth (1858 – 1944)
Komponistin, Dirigentin, Schriftstellerin, Suffragette
ISBN 978-3-86841-038-9
290 Seiten
17 €

Sie ist der überzeugende Beweis gegen die immer noch gern tradierte Theorie von der „Unfähigkeit der Frau, zu komponieren“ – ist sie deshalb heute so wenig bekannt? Denn die Methodik, die im Ausschluß der Frau als Schöpferin von Sinn in der Kulturgeschichte existiert, zeigt uns, daß wir es mit einem nur schwer zu besiegenden Gegner zu tun haben, weil wir erst mühsam nach Gegenbeweisen suchen müssen. Die feministische Geschichtsforschung hat seit einigen Jahrzehnten derartige Gegenbeweise gefunden. Dies gilt in der Musikgeschichte außer für Fanny Mendelssohn-Hensel, Augusta Holmés oder Germaine Tailleferre auch für Ethel Smyth: Immerhin war ihr umfangreiches Werk zu Lebzeiten weithin bekannt und wurde oft aufgeführt. Sie war eine von Berlin bis New York umjubelte Komponistin.
Sie war eine Rebellin in ihrem Denken, Schreiben und Handeln – manchen mißfiel sie, andere bewunderten sie; gleichgültig war sie niemandem. Sie schloß sich von 1910 bis 1912 der Frauenstimmrechtsbewegung an und kam dafür drei Wochen (nach einer anderen Version: 62 Tage) ins Gefängnis. Ihr „March of the Women“ wurde zur Hymne der Suffragetten.
Quentin Bell, Neffe und Biograph Virginia Woolfs, bezeichnet deren Freundin Ethel Smyth als eine „faszinierende“ und „unglaublich anspruchsvolle Person.“ Und: „Sie war nie langweilig“ – zweifellos das höchste Lob, das er zu vergeben hatte. Smyths Exzentrik, ihre Vitalität und ihr starker Wille, die feste Überzeugung von der Qualität und Bedeutung ihres Werks halfen ihr zweifellos, den angestrebten Erfolg zu erreichen. Sie gründete sogar ein eigenes Frauenorchester. Als sie 1922 zur „Dame Commander of the Britisch Empire“ geadelt wurde, hatte sie den Gipfel ihres Ruhmes erreicht.

Verlag Edition AV
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Andere Wege. Zwischen Surrealismus, Avantgarde und Rebellion


Birgit Schmidt
Andere Wege. Zwischen Surrealismus, Avantgarde und Rebellion
Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen in Mexiko
ISBN 978-3-86841-041-9
103 Seiten
11,80 €

Das vorliegende Buch hat sich vorgenommen, Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, die in Mexiko gearbeitet haben, Frauen mit politisch und künstlerisch avantgardistischen Ideen, vorzustellen.

Mit Biographien von:

Anita Brenner
Alma Reed
Laurette Séjourné
Alice Rahon
Remedios Varo
Leonora Carrington
Kati Horna
Bernice Kolko
Rosario Castellanos
Elena Garro

Verlag Edition AV
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»Krieg ist der Mord auf Kommando«

Beatrix Müller-Kampel (Hg.)
»Krieg ist der Mord auf Kommando«
Bürgerliche und anarchistische Friedenskonzepte. Bertha von Suttner und Pierre Ramus
Mit Dokumenten von Lev Tolstoj, Petr Kropotkin, Erich Mühsam, Stefan Zweig, Romain Rolland, Alfred H. Fried, Olga Misar u. a.
288 Seiten, 17,80 EUR
ISBN 3-9806353-7-6

Politik, die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, kommt auf ihre alten Rechtfertigungen zurück: Kriege sind unvermeidlich, gegen Krieg nützt nur die Drohung mit Militär, es gibt »gerechte« Kriege. Ist eine Programmatik, die Krieg durch die Beseitigung von Kriegsursachen ganz verhindern will, nicht hoffnungslos utopisch? Die prinzipielle Kritik des Krieges braucht die Erinnerung an pazifistische und antimilitaristische Traditionen, die aufs Ganze gingen. Deren Stärken, aber auch Grenzen neu zu diskutieren, ist aktuell notwendig, damit gegen den Mord auf Kommando mobil gemacht wird. Die von Beatrix Müller-Kampel herausgegebene und eingeleitete Sammlung historischer Texte zeigt zwei Traditionen im Kampf gegen den Krieg: die pazifistische, die darauf setzte, daß durch zunehmende Rationalität auch die zwischenstaatlichen Beziehungen zivilisiert würden. Dagegen stand die anarchistische Konzeption, die im Staat die entscheidende Kriegsursache erkannte und zur Verweigerung und schließlich zur Revolution gegen den Krieg aufrief, damit eine freie Gesellschaft mit allen Wurzeln der Gewalt breche. Beide Ansätze wirken bis heute fort.

Die Person Bertha von Suttners läßt erkennen, daß die pazifistische Position ihre Stärke oft aus vehementer Ablehnung der tatsächlich barbarischen Praxis des Krieges bezog. Sie denunzierte Krieg als Mord. Romain Rolland, Stefan Zweig und Erich Mühsam versuchen, Stärken und Grenzen des Pazifismus der Friedensgesellschaften zu benennen.

Die anarchistischen Positionen werden durch Kropotkin, Tolstoi und Pierre Ramus deutlich, die im Patriotismus/Nationalismus als der Religion des modernen Staates eine entscheidende Kriegsursache sehen und zur großen Verweigerung aufrufen: Kriegsdienstverweigerung bis zum Generalstreik.
Über die Herausgeberin

Beatrix Müller-Kampel, geboren 1958, Professorin am Institut für Germanistik der Universität Graz. Forschungsschwerpunkte: Geschichte und Literatur (Thematologie), Kanonforschung, Wissenschaftsgeschichte der Germanistik, Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts, Exilliteratur seit 1933 und Anarchismus.
Aus dem Inhalt

Beatrix Müller-Kampel
Bürgerliche und anarchistische Friedenskonzepte um 1900. Bertha von Suttner und Pierre Ramus

Bertha von Suttner • Pierre Ramus • Weltbilder, Menschenbilder • Staat, Staatenrecht und Staatsverträge • Freidenkertum und Sozialdemokratie • Sozialismus, Anarchismus und Humanismus • Vordenker und Vorbilder • Tolstoj und Jesus • Bilder und Argumente gegen den Krieg • Einpeitscher des Krieges • Glaubenssätze des Krieges • Mittel und Maßnahmen für den Frieden • Hohn und Spott • Was nun? Was tun? • Anhang: Bertha von Suttner. Biographische Übersicht • Bertha von Suttner: Die Waffen nieder! • Pierre Ramus. Biographische Übersicht • Pierre Ramus: Friedenskrieger des Hinterlandes • Anmerkungen • Literaturverzeichnis
Programme und Pamphlete

Jesus von Nazareth
Prolog: Vom Töten. Vom Schwören. Von der Vergeltung. Von der Liebe zu den Feinden. Vom Richten. Die Goldene Regel

Bertha von Suttner
Der Bankrott des Totschlags

Bertha von Suttner
Heer und Feuerwehr. Eine kleine Parabel

Bertha von Suttner
Wehrwahnsinn. Ein utopischer Rückblick auf das barbarische Maschinenzeitalter

Alfred H. Fried
Kurze Aufklärung über Wesen und Ziel des Pazifismus

Romain Rolland
Der Sturm der Gewalt fegt über die Welt

Stefan Zweig
Bertha von Suttner

Erich Mühsam
Bertha von Suttner. Ein Nachruf

Petr Alekseevic Kropotkin
Der Krieg

Lev Nikolaevic Tolstoj
Patriotismus und Regierung

Friedrich Schütz
Ein Tag bei Leon Tolstoi

Pierre Ramus
Der Antimilitarismus als Taktik des Anarchismus

Olga Misar
Was wollen die Kriegsdienstgegner?

Olga Misar
Das Gelöbnis, keinen Waffendienst zu leisten!

Olga Misar
Die Aufgabe der Frauen

Erklärung der Internationale der Kriegsdienstgegner (1921/1925)

Internationales Manifest gegen die Wehrpflicht (1925)

»Krieg ist der Mord auf Kommando«
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