10 neue Bücher

Bakunin; Klemm; Paz; Paz; Landauer; Landauer; Döhring; Danyluk; Jünemann; Londres

Philosophische Betrachtungen

Michael Bakunin


Michael Bakunin
Philosophische Betrachtungen

ISBN 978-3-86841-030-3
223 Seiten
14 €

über das Gottesphantom, über die wirkliche Welt und über die Menschen
mit dem Essay „Natur, Gesetz und Freiheit bei Bakunin und Spinoza“
von Jürgen Mümken

„Die Existenz Gottes kann also keine andere Bedeutung haben als die der Negation der Naturgesetze; woraus sich der folgende unvermeidliche Doppelschluss ergibt: Gott existiert, folglich gibt es keine Naturgesetze, es gibt in der Natur keine Ordnung, die Welt stellt ein Chaos dar, oder aber: Die Welt ist in sich geordnet, also existiert Gott nicht.“
Michael Bakunin

„Aus alledem folgt: daß von der Natur alles in allem ausgesagt wird und daß die Natur deshalb aus unendlichen Attributen besteht, deren jedes in seiner Gattung vollkommen ist. Das stimmt durchhaus überein mit der Definition, die man von Gott gibt.“
Baruch de Spinoza

Ist Bakunin Spinozist? Inwieweit Bakunin direkt oder indirekt durch Spinoza beeinflusst wurde, kann nicht gesagt werden. Sicherlich kannte er die Philosophie von Spinoza, selbst wenn er die Werke selbst nicht gelesen hat. Hegel hatte sich intensiv mit Spinoza auseinandergesetzt und im philosophischen und politischen Umfeld von Bakunin vor allem der 1840er Jahre spielt die Auseinandersetzung mit Spinoza eine große Rolle. Die Präsenz Spinozas im links- und posthegelianischen Denken ist deutlich zu spüren. Bei Hegel, Hess, Feuerbach und auch Marx geht es in erster Linie nicht um die Übernahme der Philosophie von Spinoza, sondern um eine jeweilige Aneignung, wobei das Werk von Spinoza als Werkzeugkiste betrachtet wurde. Die oben genannten, haben dabei einzelne Werkzeuge herausgenommen, sie entweder übernommen, weiterentwickelt oder gegensätzlich verwendet.

Philosophische Betrachtungen Michael Bakunin Verlag Edition AV
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Bildung ohne Zwang

Ulrich Klemm (Hrsg.)


Ulrich Klemm (Hrsg.)
Bildung ohne Zwang

ISBN 978-3-86841-037-2
275 Seiten
16 €

Texte zur Geschichte der anarchistischen Pädagogik
Ausgewählt, eingeleitet und kommentiert von Ulrich Klemm

Der Band bietet anhand von Originaltexten eine Einführung in die anarchistische Pädagogik. Nahezu alle Klassiker der libertären Bewegung haben sich mit Fragen der Bildung und Erziehung auseinandergesetzt und gelten als Wegbereiter reformpädagogischer Theorie und Praxis. Der Band vereint u.a. wegweisende Texte zur Pädagogik von William Godwin, Max Stirner, Michael Bakunin, Peter Kropotkin, Leo Tolstoi, Francisco Ferrer, Gustav Landauer, Leonhard Abbott, Bertrand Russel, Otto Rühle, Walther Borgius, Herbert Read und spannt einen Bogen in die Gegenwart zu Paul Goodman, George Dennison, Colin Ward, John Holt und Bertrand Stern.
Eine ausführliche Einleitung und biografische Anmerkungen von Ulrich Klemm kommentieren die Texte und Autoren.
Bildung ohne Zwang Ulrich Klemm Verlag Edition AV
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Im Nebel der Niederlage

Abel Paz


Abel Paz
Im Nebel der Niederlage Vertreibung und Flucht
Eine Biographie (1939-1942) ISBN 978-3-86841-16-7

249 Seiten
16 €

„Die Revolution in Spanien hatte 32 Monate gedauert und hätte ein ehrenhafteres Ende verdient, doch die stalinistische Intervention führte ihn in die Sackgasse, in der wir am Ende des Krieges steckten. Und einen Krieg, der so katastrophal beendet wurde, musste natürlich Spuren unter den zwangsweise Verbündeten in der Volksfront hinterlassen. Was in diesem März 1939 geschah, war ein greifbarer Beweis der ideologischen Konflikte im Spanischen Bürgerkrieg: Anarchismus gegen Marxismus. Doch in diesem ganzen Konflikt gab es eine halbe Million Exilanten, die keine andere Matratze als die Erde und kein anderes Dach als die Sterne über der französischen Küste hatten. Die große Masse der Exilanten schmachtete ihrem Schicksal überlassen in den Lagern. “

Band 1: Feigenkakteen und Skorpione (1921 -1936)
Band 2: Anarchist mit Don Quichottes Idealen (1936-1939)
Band 4: Am Fuß der Mauer (1942 – 1954)

Rezension

Helge Döhring: Im Nebel der Niederlage, erschienen in Gegenwind, Nr. 252/September 2009
Beim Verlag Edition AV ist jüngst der dritte Teil der Biographie des Spanienkämpfers Abel Paz erschienen. Offen kämpfte das spanische Proletariat gegen die Faschisten, denn es erhob sich würdevoll und ließ sich nicht beschwichtigen gegen diesen Todfeind. Daraus entstand das beeindruckendste Kapitel der bekannten Menschheitsgeschichte: Die spanische Revolution von 1936. Der Autor Abel Paz nahm als Jugendlicher in Barcelona an ihr teil und erzählte in seinen ersten beiden Bänden vor den anschaulich dargestellten Hintergründen sein Wirken in dieser Zeit.

Flucht

Anfang 1939 mußten die Kämpfer jedoch ihre Sachen packen, und vor den vorrückenden Faschisten weichen, wollten sie nicht gleich in den Untergrund gehen oder sich ihnen ausliefern. So strömten hunderttausende Spanier an die französische Grenze. Dort erwartete sie zumeist die Internierung in Lager unter menschenunwürdigen Bedingungen, Nahrungsmangel, desolaten hygienischen Verhältnissen und mangelnden Perspektiven. Kaum jemand hatte ein Interesse an ihnen, den einzigen, die gegen den Faschismus in Europa wirklich aufgestanden sind und gekämpft hatten! Abel Paz landete nicht sofort in einem Internierungslager, sondern versuchte, sich zusammen mit Freunden in Frankreich anderweitig durchzuschlagen, von Ort zu Ort mit je unterschiedlichen Bedingungen, jedoch nur kurzen Aufenthalten. Dann ging es weiter zum nächsten Unterschlupf. Wurde er von der französischen Polizei gefangen, gelang ihm die Flucht.

Die Internierungslager

So ging es, dank vielfacher gelebter Solidarität von Genossen und anderen Menschen, einige Monate, bis er schließlich doch in mehrere Internierungslager gesteckt wurde: „Glücklicherweise war die Solidarität kein Mythos, sondern greifbare Wirklichkeit. (…) Wir lebten alle noch mit den Werten, die wir im Schützengraben und auf den Barrikaden verteidigt hatten, als wir für eine bessere Welt kämpften.“ Nicht außer Acht lässt Paz dabei die Arbeitseinsätze, die Ausbeutung der spanischen Flüchtlinge durch Kapitalinteressen und das schlechte Betragen der französischen Staatsorgane. Zu jeder Zeit setzten sich die Gefangenen zur Wehr, denn Widerstand fängt im Kleinen an und ist immer möglich, angefangen bei gegenseitiger Hilfe. Hierauf liegt die Hauptbetonung des Buches, bewiesen gerade in solchen besonders schweren Zeiten. Die Lager beispielsweise seien nämlich, abgesehen von den horrenden Bedingungen, auch Zentren des solidarischen „menschlichen Zusammenlebens, des Lernens, der Erfahrung, des sozialen Zusammenlebens ohne Autorität und ohne Strafgesetze [gewesen] (…) Die Gemeinschaftserfahrung der französischen Konzentrationslager liefert den Anthropologen Fakten zur Untersuchung von Gesellschaften ohne Autorität und Staat“, so empfand es der Autor. In seinen Schilderungen lässt er nie die politischen Dimensionen außer acht. So beschreibt er auch die politischen Kräfteverhältnisse, beispielsweise in den Internierungslagern Argelés-sur-Mer und Barcarés. Die Anarcho-Syndikalisten versuchten, Exilorganisationen aus der einstigen CNT aufzubauen, sich unter den widrigen Bedingungen und illegal zu reorganisieren. Mit den moskauhörigen kommunistischen Organisationen hatten sie „noch  eine Rechnung offen“. Warum, das beschreibt Paz auch in diesem dritten Band seiner Biographie anschaulich.

Erneute Flucht

Als Internierte dennoch mit wenig Perspektive versehen, marschierten schließlich 1940 deutsche Soldaten in Frankreich ein, im Schlepptau die Nazibehörden, welche versuchten, die anarchistischen Spanienkämpfer aufzuspüren, um sie an Franco auszuliefern. Die Kommunisten dagegen hofften, wegen des Hitler-Stalin-Paktes, heile aus der Sache herauszukommen und machten bei den Nazis lieb Kind – ein Trugschluß, wie sich herausstellte. Die Nordhälfte Frankreichs wurde besetzt, und so flüchtete auch Abel Paz gen Süden von Station zu Station. Mitstreiter wurden verhaftet und ermordet, andere Bekannte traf er in diesen Wirren erst wieder. Er selber sollte schon nach Spanien ausgewiesen werden, als ihm noch die Flucht gelang. Abel Paz war jung, hatte dennoch reichlich Erfahrung während der spanischen Revolution gesammelt, sah wie viele andere in dieser bedrückenden Situation kaum einen Ausweg und war zudem nicht gewillt, den ganzen Dreck einfach zu schlucken: „Entweder wir ergaben uns den Deutschen, oder wir kämpften in einer Guerilla gegen sie, oder wir gingen in Windeseile nach Spanien zurück. Uns erwartete auf alle Fälle der Kampf.“
So sammelten sich im Jahre 1942 einige junge Genossen, um wieder nach Spanien zurückzugehen und den Kampf gegen die Franco-Faschisten erneut aufzunehmen.

Sein feuriges Herz hat Abel Paz nie verloren, außer als internierter Zwangsarbeiter – an eine junge Dame, ein Zusammensein, das indes nicht lange halten sollte.
Im Nebel der Niederlage Abel Paz Verlag Edition AV
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Am Fuß der Mauer

Abel Paz

Abel Paz Am Fuß der Mauer
Widerstand und Gefängnis
Eine Biographie (1942-1954)

ISBN 978-3-86841-033-4
493 Seiten
19,50 €

Jeden Augenblick erwartete ich den tödlichen Moment, doch meine Mörder fanden scheinbar keinen geeigneten Ort und gingen weiter. Keiner sprach. Nur Stille, Sterne und der Mond und das Gras, auf das wir traten. Sonst nichts. Plötzlich wurde mir signalisiert, in die Knie zu gehen. Sie zwangen mich dazu. Ich kniete mich hin. Ich sah den Mond an und wartete ab. In meinem Nacken spürte ich den Lauf einer Pistole, die Kugel im Patronenlager und …

Neben „Feigenkakteen und Skorpione“ (1921-1939), „Anarchist mit Don Quichottes Idealen“ (1936-1939) und „Im Nebel der Niederlage“ (1939-1942) ist „Am Fuß der Mauer”(1942-1954) der letzte Band von Abel Paz Biographie.

Band 1: Feigenkakteen und Skorpione (1921 – 1936)
Band 2: Anarchist mit Don Quichottes Idealen (1936 – 1939)
Band 3: Im Nebel der Niederlage (1939 – 1942)
Am Fuß der Mauer Abel Paz Verlag Edition AV
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Antipolitik

Gustav Landauer

Gustav Landauer Antipolitik
Ausgewählte Schriften – Band 3.1

herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch
ISBN 978-3-86841-031-0
419 Seiten
18 €

Gustav Landauer wollte den Menschen Auswege aus der Anonymität und Isolation ihrer Lebensverhältnisse jenseits von Individualismus und Kollektivismus im Verständnis von sozialer Individualität in Gemeinschaft eröffnen. Hierbei war er nicht gewillt, bei einer von ihm immer wieder eingeforderten Gesellschaftskritik stehen zu bleiben. Vielmehr forderte er, aus dem Fundus anarchistischer Theorien schöpfend, dazu auf, system-oppositionelle Haltung zu verbinden mit konstruktivem, individuell und sozial verantwortlichem Handeln, um so die libertäre Lebenswelt zu verwirklichen. Im Zentrum seines Denkens und Handelns stand die Überzeugung, dass sich die Menschen in ihrem gesellschaftlichen Engagement wiedererkennen müssen. Das Erstrebte, nämlich die restrukturierte Gesellschaft, müsse bereits auf dem Weg dorthin deutlich identifizierbar sein.

Die im vorliegenden Band “Antipolitik” der „Ausgewählten Schriften“ Gustav Landauers abgedruckten Texte legen den Schwerpunkt auf Geschichte und Programmatik des „Sozialistischen Bundes“ (1908-1915). Sie versammeln Landauers bedeutende, bis heute aktuellen Aufzeichnungen unter der Überschrift „Wege in die Gemeinschaft“ hin zu einer kommunitären, föderalistischen Restrukturierung der Gesellschaft.
„Ausgewählte Schriften“ von Gustav Landauer Verlag Edition AV
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Antipolitik

Gustav Landauer


Gustav Landauer Antipolitik
Ausgewählte Schriften – Band 3.2

herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch
ISBN 978-3-86841-036-5
277 Seiten
18 €

„Keiner findet die Freiheit, der sie nicht in sich hat. Und desgleichen: Nichts, was wirklich die Menschheit angeht […] kann irgendwie von Menschen durchgeführt werden, ohne dass diese Menschen in Freiheit zusammenwirken.“ (1911)
Die im Band 3.1 und im vorliegenden Band 3.2 zum Thema „Antipolitik“ versammelten Aufsätze Gustav Landauers mit dem Schwerpunkt auf Geschichte und Programmatik des „Sozialistischen Bundes“ (1909-1915) bieten eine Gesamtschau von Landauers kommunitärem Anarchismus. Der Doppelband dokumentiert Landauers Weg, den er für notwendig erachtete, um zu einer Restrukturierung der Gesellschaft jenseits von Staat, kapitalistischem Markt und Großindustrie zu gelangen: Zusammenschluss in Bünden und Gemeinden und Gründung landkommunitärer Genossenschaftssiedlungen. Zugleich sollten die Menschen innerlich reifen und zu neuen sozialen Arrangements untereinander und im Verhältnis zur Natur finden – in Gegenseitigkeit, freier Vereinbarung, Freiheit und Gerechtigkeit: „Wahrer Sozialismus ist der Gegensatz zu Staat und kapitalistischer Wirtschaft. Sozialismus kann nur erwachsen aus dem Geist der Freiheit und freiwilligen Einung, kann nur entstehen in den Individuen und ihren Gemeinden. Je weiter der Geist des Sozialismus um sich greift, […] um so durchgreifender tritt an die Stelle der autoritären Gewalt der Vertrag, an die Stelle des Staates der Bund freier Gemeinden und Verbände: die Gesellschaft.“ (Die Zwölf Artikel des Sozialistischen Bundes, 1912)

„Ausgewählte Schriften“ von Gustav Landauer Verlag Edition AV
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Generalstreik!

Helge Döhring

Helge Döhring
Generalstreik
!
ISBN 978-3-86841-019-8
154 Seiten
14 €

Generalstreik!
Streiktheorien und -diskussionen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie vor 1914. Grundlagen zum Generalstreik mit Ausblick

Die Arbeiterbewegung in Deutschland galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die mächtigste der Welt. Doch warum wurde der 1.Weltkrieg von ihr nicht durch Streiks unterbunden? Dies Buch stellt die  unterschiedlichen politischen und gewerkschaftlichen Strömungen innerhalb der Sozialdemokratie in Deutschland vor, ihre Weltanschauungen und die daraus resultierenden Ansichten zum Streik. Denn die Weichen für den weiteren Weg der Sozialdemokratie und damit letztlich auch für den Verlauf der Weltgeschichte wurden in dieser historischen Phase gestellt. Die Fixierung heutiger Geschichtsbetrachtungen auf den sog. „Massenstreik“ als konsequentestes Mittel der Arbeiterschaft und auf die Parteilinke um Rosa Luxemburg als Parteiopposition versucht dieses Buch zu durchbrechen, indem der Einfluß lokalistischer Gewerkschaften auf die Streikdebatte näher beleuchtet wird. Der Generalstreik, so die „Lokalisten“, sei geeignet, die Klassenherrschaft generell zu überwinden und eine soziale Revolution einzuläuten. Die Konzeption hinter diesem Modell des sozialen Generalstreiks verdeutlichen zwei bedeutende und hier wieder veröffentlichte Dokumente, verfasst von Raphael Friedeberg („Parlamentarismus und Generalstreik“, 1904) und Arnold Roller („Der soziale Generalstreik“, 1905). In einem Ausblick wird schließlich vorgestellt, welche globalen Perspektiven sich heute nach über 100 Jahren für die Arbeiterschaft bieten.

Interview mit Helge Döhring zum Buch auf trend-onlinezeitung – März 2010

Blog zum Buch: generalstreik.blogsport.de

Rezensionen:

fm: Generalstreik. Erschienen in: „Barrikade“, Nr. 3/April 2010 mehr …
Felix Blind (Utopia): Wer hat uns verratInnen?. Erschienen in „Utopia“ mehr …

fm: Generalstreik
Ausgehend von der Generalstreik-Debatte um 1900 – die ja bereits zur Gründung der Vorläufer-Organisation der FAUD, der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften, der lokalorganisierten radikalen sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung 1897, führte – werden in diesem Taschenbuch die Gründe für das letztendliche Entstehen des deutschen Anarchosyndikalismus herausgearbeitet. Die SPD distanzierte sich von ihren aktivsten Genossen an der Arbeiterbasis, den Lokalisten. Die Diskussion um den Generalstreik offenbarte auch ganz klar den undemokratischen Charakter dieser Arbeiterpartei mit Alleinvertretungsanspruch und mit Führer-Pathos. Selbst der Verrat von Parteitagsbeschlüssen (für den politischen Generalstreik) durch das ‚Mannheimer Abkommen’ von 1906 zwischen Parteivorstand und der Generalkommission der sozialistischen Gewerkschaftsbewegung trieb viele der bis dato lokalorganisierten Arbeiter zurück in die zentralisierten Gewerkschafts-Kirchen, aus Furcht vor der Exkommunizierung durch den Parteivorstand. Sie trennte allerdings damit auch die Spreu vom Weizen und ermöglichte das langsame Einwirken arbeiter-anarchistischer Ideen in den Kreis dieser aufrechten Klassenkämpfer für einen wirklichen Sozialismus. Schon früh bezeichneten SPD-Führer die FVdG als „anarcho-sozialistisch“ und noch treffender bereits als „anarcho-syndikalistisch“. Die Nachdrucke der beiden Texte von Arnold Roller „Der soziale Generalstreik“ und Raphael Friedeberg „Parlamentarismus und Generalstreik“ werden so dem Vergessen entrissen und runden die Stimmung und Atmosphäre der Zeit ab. Beide Texte machen aufklärend deutlich, worin der Unterschied zwischen einem „politischen“ Massenstreik und einem „sozialen“ Generalstreik liegt. Es kann nicht schaden, sich damit wieder auseinander zu setzen, auch wenn die Antwort eigentlich heute klar sein sollte: „Wir führen keinen politischen Kampf und brauchen deshalb auch keine politischen Kampfformen. Unser Kampf ist ein ökonomischer Kampf. Deshalb müssen auch unsere Waffen ökonomischer Natur sein“ (Friedeberg).
Ein wirklich gelungener Wurf des Genossen Helge Döhring und der Edition AV, das durch die vielen Illustrationen (Fotos und Dokumente) auch das Auge anspricht.

Generalstreik Helge Döhring Verlag Edition AV
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Freiheit und Gerechtigkeit

Roman Danyluk


Roman Danyluk
Freiheit und Gerechtigkeit

Die Geschichte der Ukraine aus libertärer Sicht
ISBN 978-3-86841-029-7
210 Seiten
11 €

Lange Zeit war die Ukraine von Mitteleuropa aus gesehen ein Land am äußersten östlichen Rand des Kontinents und zudem im 20. Jahrhundert für über 70 Jahre hinter einem Eisernen Vorhang verborgen. Erst die sogenannte Orangene Revolution im Winter 2004 sorgte dafür, dass die politischen Verhältnisse in der Ukraine in Deutschland in den Massenmedien größeren Raum einnahmen und so in der deutschen Öffentlichkeit bekannter wurden.

Dabei blickt dieses osteuropäische Land auf eine bewegte und äußerst interessante Vergangenheit zurück. Gerade aus emanzipatorischer Sicht spielten sich in der Ukraine überaus wichtige und spannende Ereignisse ab. So organisierten sich die ukrainischen Kosaken an dem großen Fluss Dnjepr zu Beginn der Neuzeit bereits in einer egalitär-freiheitlichen Gemeinschaft, als  die meisten europäischen Gesellschaften noch in einem absolutistischen Feudalsystem verharrten.

Von der antifeudalen Bewegung der Hajdamaken im 18. Jahrhundert führt die freiheitlich-progressive Spur in der ukrainischen Gesellschaft über die sozialrevolutionären Gruppen der Narodniki des Zarenreichs schließlich zur Entstehung aller modernen sozialistischen Strömungen innerhalb der Ukraine: Sozialdemokratie, Kommunismus, Anarchismus.

Während der Oktoberrevolution 1917/18 fiel daher nicht von ungefähr der neokosakische bäuerliche Anarchismus in der Ukraine auf so fruchtbaren Boden und ermöglichte in den Jahren 1917-21 in Teilen der Ost- und Südukraine ein freiheitliches gesellschaftliches Experiment, welches mit dem Namen Machnowschtschina bezeichnet wurde.

Der unbändige Freiheitswille der ukrainischen Massen und deren Kampf um ihre kulturelle bzw. sprachliche Eigenständigkeit, führte auch in der Sowjetphase dazu, dass die Ukraine sieben Jahrzehnte hindurch von der sowjetischen Zentrale in Moskau als eine unruhige und widerspenstige Teilrepublik angesehen und dementsprechend behandelt wurde. Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 gestaltet sich der Alltag großer Teile der ukrainischen Bevölkerung äußerst mühevoll. Eingezwängt zwischen einer allgegenwärtigen Korruption, der Herrschaft gieriger Oligarchenclans und mafiöser Strukturen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, explodierte der Unmut der geknechteten Massen nach massiven Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen 2004.

Dieses politische Lesebuch zur Geschichte der Ukraine schlägt noch mal die hoffnungsvollen und ermutigenden Kapitel in der Vergangenheit und Gegenwart dieses osteuropäischen Landes auf, verschweigt dabei auch die dunklen Seiten in der ukrainischen Historie nicht. Auf dem Weg zur Emanzipation der Menschheit lohnt es sich jedenfalls, einen Blick auf die bewegende Geschichte der Ukraine zu richten, um aus den faszinierenden Ereignissen und dem lang anhaltenden Kampf um egalitäre Verhältnisse – aber auch den bitteren Niederlagen – zu lernen.
Freiheit und Gerechtigkeit Roman Danyluk Verlag Edition AV
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Die Anarchistin

Maria Regina Jünemann


Maria Regina Jünemann
Die Anarchistin

mit einem Nachwort von Siegbert Wolf
ISBN 978-3-936049-92-3
130 Seiten
14 €

Eine grausame Freude ist in ihr. Sie selbst ist vom rächenden Schicksal ausersehen, ihn ans Messer zu liefern…
Was tut ihr die Kälte, wie sie bäuchlings im Schnee liegen muss, um sich als Lauscherin draußen im Wäldchen nicht zu verraten? Sie muss ihre Luchsohren schon sehr anstrengen, dass sie die halblauten Worte, die dazu noch ein widriger Luftzug verweht, aufnehmen kann. Den Angriffsplan muss sie mitbringen, die Marschroute. Die Gruppen formieren sich. Sie hört die Verteilung, hört Robert die Losung geben, das Kommando zum Abmarsch in einer Stunde. Maria Regina Jünemanns nach über achtzig Jahren hier erstmals wieder vorgelegter Sozialroman „Die Anarchistin“ spielt zeitlich vor dem Ersten Weltkrieg und reicht bis zur Revolution 1918/19. Das Buch handelt von einer jungen Frau namens Irene aus proletarischem Milieu, dem sie zu entfliehen sucht.

Die Anarchistin Maria Regina Jünemann Verlag Edition AV
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Die Flucht aus der Hölle

Albert Londres

Albert Londres
Die Flucht aus der Hölle

übersetzt von Milly Zirker
mit einem Nachwort von Jürgen Mümken
ISBN 978-3-86841-038-9
121 Seiten
12 €

Frankreich 1911/12. Die anarchistische Bonnot-Bande zieht durchs Land und raubt Banken aus. Die Polizei ist der Bande unterlegen und reagiert mit aller Härte. 1912 wir der französische Anarchist Eugène Camille Dieudonné wegen angeblicher Mitgliedschaft verhaftet und 1913 zum Tode verurteilt. Er ist unschuldig. Das weiß die Polizei, die Justiz, vor allem weiß es Eugène. Er wird zur lebenslänglichen Deportation „begnadigt“, ein Tod auf Raten im gefürchteten Bagno. Dreizehn Jahre verbringt er in der französischen Strafkolonie Guyana und immer wieder wurden seine Bitten auf Begnadigung abgelehnt. Schließlich wagt er mit fünf Kameraden die Flucht aus der Hölle. Eine abenteuerliche Reise, die nicht alle überleben sollten.

Eugène Camille Dieudonné überlebt und wird von dem französischen Journalisten Albert Londres Jahre später in Brasilien ausfindig gemacht. Londres gelingt es Eugène zum Erzählen seiner Geschichten zu bringen.

Albert Londres ist eine Nummer für sich. Man stelle sich einen Egon Erwin Kisch vor, der nicht aus Prag stammt – das geht nicht –, also man denke sich einen gebildeten Mann, der von einer großen Reporterleidenschaft wirklich besessen durch die Welt getrieben wird. Londres ist ein Reporter und nichts als das: keine langatmigen Untersuchungen, keine exakten Dokumente, sondern: Wo ist etwas los? Ich will dabei sein! Ihr werdet lesen.
Peter Panter (Kurt Tucholsky) in: Die Weltbühne, 22.09.1925, Nr.38, S.467.
Die Flucht aus der Hölle Albert Londres Verlag Edition AV
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