Neue Bücher – Assoziation A

Klein, Ralph

Moderne Piraterie
Die Piraten vor Somalia und ihre frühen afrikanischen Brüder
ISBN 978-3-86241-416-1 | 132 Seiten | Paperback | erschienen Juni 2012 | 12.00 € |
Katalog – OPAC Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien
Moderne Piraterie
Signatur: De-Kle-Ra-0000647-00
Zum Buch:
Die Piraterie vor Somalia stellt eine Innovation im piratischen Gewerbe dar. Es werden keine Güter geraubt, keine Schiffe zerstört, niemand soll besiegt oder getötet werden: Es geht einzig um Lösegeld – nur so lange werden die wie ihre historischen Brüder unter härtesten Bedingungen arbeitenden Matrosen entführt. 100 Millionen Dollar sollen es im Jahr 2010 gewesen sein, bei einem geschätzten somalischen Bruttosozialprodukt von 820 Millionen Dollar.

Die unbotmäßigen piratischen Subjekte greifen zum Mittel der Piraterie, weil sie durch eine zerstörerische postkoloniale Politik ihrer Subsistenzmittel beraubt wurden. Von ihren Sozialverbänden getragen – mit 200-jähriger Erfahrung in erfolgreicher Piraterie in der Tradition der ostafrikanischen »shifta« –, nehmen sich die in Dutzenden heterogenen Zellen organisierten Piratengruppen Teile des Reichtums, der täglich am Horizont vorbeischwimmt.
Während die karibischen Piraten des 17./18. Jahrhunderts den Dreieckshandel England-Westafrika-Amerika lahmlegten, der Sklaven von Afrika in die Neue Welt und Kolonialprodukte von dort nach Europa schaffte und für die Herausbildung des kapitalistischen Systems konstituierend war, stören die heutigen afrikanischen Piraten den globalen Kapitalismus und die Just-in-time-Produktion der europäischen Fabriken.

Dieser Essay versucht die Perspektive der piratischen Subjekte einzunehmen, die ihre Tätigkeit als eine Form temporärer, prekärer Arbeit begreifen. Piraterie in Somalia changiert zwischen sozialem Banditentum, Kampf um ein besseres, angemessenes Einkommen für den Sozialverband und dem Verlangen nach dem Wohlstand der westlichen Länder. Mit ihren Unternehmungen holen sich die Piraten einen Teil des gesellschaftlichen Reichtums zurück, der ihren Sozialverbänden geraubt oder vorenthalten wurde.
Moderne Piraterie – Assoziation A
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Nanni Balestrini

Die große Revolte
Romantrilogie
Übersetzt von Peter O. Chotjewitz, R. Heimbucher-Bengs, Ch. Fröhlich & A. Löhrer
ISBN 978-3-935936-75-0 | 448 Seiten | Paperback | erschienen April 2008 | 24.00 € /
Katalog – OPAC Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien
Die große Revolte
Signatur: De-Bal-Na-0000648-00
Zum Buch:
Nanni Balestrinis große Romantrilogie ist das literarische Vermächtnis der Revolte in Italien und unser Beitrag zu vierzig Jahren 1968.

Der Roman »Wir wollen alles« ist eine Hommage an die Kämpfe des italienischen Massenarbeiters. Das Buch wurde mitten in einem Zyklus von Arbeiterkämpfen geschrieben, in denen der FIAT-Konzern in Turin im Jahr 1969 zum Zentrum des Aufstands gegen das Fabriksystem wurde. Mit seiner Geschichte eines rebellischen Arbeiters aus dem Süden wurde Balestrini mit einem Schlag zum »Romancier des Operaismus«. Der Titel des Buches wurde zur Parole einer »anderen Arbeiterbewegung« – weit über Italien hinaus.

Protagonist des Romans »Die Unsichtbaren« ist ein Basismilitanter der Generation von 1977, der »Autonomia«, die das Land in ein riesiges Laboratorium neuer Lebensentwürfe verwandelte. Es war eine Zeit nicht enden wollender Massendemonstrationen, der Hausbesetzungen, linken Kulturzentren und freien Radios. Mit beispielloser Kreativität und Radikalität forderte eine Bewegung von Jugendlichen die herrschende Kultur und das Bürgertum heraus und artikulierte ihre Ablehnung in Fabriken, Schulen und Stadtvierteln lustvoll und zugleich militant.

Der Roman »Der Verleger« schließlich beschreibt im Rückblick die Zuspitzung der Kämpfe zwischen Partisanentradition und entstehender Fabrikguerilla in einer atemberaubend verdichteten Prosa. Im März 1972 kommt der legendäre Verleger Giangiacomo Feltrinelli bei einem Bombenanschlag auf einen Strommast ums Leben. Sein Tod markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der italienischen Nachkriegslinken. Der bewaffnete Kampf tritt in eine neue Etappe ein, an deren Ende die Moro-Entführung stehen wird. In dem Roman setzt sich mosaikartig ein Bild zusammen, in dem die Schlüsselbedeutung dieses historischen Moments Konturen gewinnt.

Mit einem Nachwort von Raul Zelik.
Die große Revolte – Assoziation A
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