Liebe Bibliotheksbenutzer*innen der Anarchistischen Bibliothek | Archiv | Institut für Anararchismusforschung | Wien,
wie Ihr sicher wisst, ist die Bibliothek zur Zeit auf Wanderschaft, was soviel bedeutet wie, es gibt keine Bücherausleihe. Wir halten aber den Bestand am Laufenden, damit Ihr bei der Wiedereröffnung auch die neuesten Bücher finden könnt.
Eure anarchistischen Bibliothekar*innen
Erich Mühsam Tagebücher Band 15 1924 – Der schönste Tag im Leben des Alexander Berkman – Biere, Tiere, Anarchie – Durrutis Köchin – Dichtung ist Revolution
Erich Mühsam Tagebücher Band 15 1924 Herausgegeben von Chris Hirte und Conrad Piens
Der letzte Band der Tagebuch-Edition ist erfüllt von der unbändigen Hoffnung auf baldige Amnestie. Mit steigender Anspannung und Nervosität verfolgen Mühsam und seine Mitgefangenen in der Presse die Reichstagsdebatten, die schließlich mit einem Kompromiss beendet werden: Wenn Hitler und seine Kumpane nach dem Putsch vom November 1923 freikommen sollen, müssen auch die Räterepublikaner von 1919 aus der Haft entlassen werden. Und so endet Mühsams Tagebuch am 20. Dezember 1924 mit dem wunderschönen Einwortsatz: »Frei!«
Die historisch-kritische Ausgabe der »Tagebücher« wird von Chris Hirte und Conrad Piens herausgegeben. Sie erscheint in 15 Bänden im Verbrecher Verlag und zugleich als Online-Edition mit einem umfassenden Anmerkungsapparat unter www.muehsam-tagebuch.de.
Weitere Informationen unter: www.muehsam.de und www.erich-muehsam.de
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Bini Adamczak
Der schönste Tag im Leben des Alexander Berkman
Vom womöglichen Gelingen der Russischen Revolution
1920 wurde Alexander Berkman zusammen mit Emma Goldman und 247 weiteren politischen Gefangenen aus dem Gefängnis in den USA in die junge Sowjetunion abgeschoben. Seine Ankunft in der Russischen Revolution beschrieb der Anarchist als den schönsten Tag seines Lebens. Die Enttäuschung folgte schnell. Nach der Niederschlagung des Kronstädter Aufstands verließen Berkman und Goldman das sozialistische Russland und kritisierten scharf dessen autoritäre Verwandlung. Aber war diese Entwicklung notwendig? Oder hätte die Geschichte auch anders ausgehen können? Zum 100. Jahrestag der Russischen Revolution fragt Bini Adamczak, wie sich Scheitern und Niederlage der Revolution hätten vermeiden lassen: Gab es die historische Möglichkeit auf eine egalitäre, libertäre und solidarische Union der Räte? Welcher Weg hätte dafür eingeschlagen werden müssen – und von wem? Die Autorin diskutiert historische Modelle wie kontrahistorische Potenziale und stellt die Frage: Unter welchen Bedingungen hätten Berkman und seine politischen Nachfahren – wir – noch schönere Tage erleben können?
Die Autorin:
Bini Adamczak lebt in Berlin. Die Theoretikerin ist leidenschaftlich überzeugt vom Primat der Praxis. Zuletzt erschien in der edition assemblage von ihr „gestern morgen“.
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Rolf Cantzen, Bodo Dringenberg
Biere, Tiere, Anarchie Jaroslav Hašek – mehr als Schwejk
Der Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ gehört zur WeltÂliteratur. Fast vollständig verschwindet dahinter sein Schöpfer, der tschechische Schriftsteller Jaroslav HaÅ¡ek (1883 – 1923). Zeitweise AnarÂchist und politischer Agitator, gründete er die „Partei für den ÂgeÂmäßigÂten Fortschritt im Rahmen des Gesetzes“, eine Protest-ÂPartei, die wesentliche ÂElemente des Polit-Happenings vorwegnahm. Er schrieb zahllose Satiren und Kurzgeschichten und Âbetrieb ein „kynologisches Institut“: erfundene Hunderassen mit gefälschtem Stammbaum und gefärbtem Fell führten Zoologenzunft wie Hautevolee aufs Glatteis. Im I. Weltkrieg Âwechselte er wiederholt das Lager und wurde zweimal zum Tode verurteilt. Zurück in Prag schrieb er schließlich desillusioniert seinen „Schwejk“. Die damals wie heute opportune politische Großmäuligkeit, die spirituellen SinnÂstiftungen und die dumpfe Zufriedenheit der Hüter des BestehenÂden ÂzerÂlegte er höchst unterhaltsam und mit literarischer Souveränität – selbst dann, wenn die Verhältnisse ihn auszulöschen drohten.
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Anonym
Durrutis Köchin
Aufzeichnungen aus der Zeit des spanischen ÂBürgerkriegs
Ein autobiografischer Roman zwischen Doku-Fiktion, Kochbuch und Agitprop
»Durrutis Köchin« ist das Tagebuch von Nadine, einer jungen Frau, die u. a. in der Kolonne Durruti im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte – in einem der tragischsten Kriege des 20. Jahrhunderts. Trotz der fatalen Niederlage der Linken wird hier eine Zeit erlebbar, in der Hoffnungen auf Freiheit und der große Traum der Gleichheit zum Greifen nahe schienen.
Nadine war eine außergewöhnlich genaue Beobachterin. Sie weiß um die Leidenschaften der Protagonisten, kennt ihre Schwächen und Illusionen, erzählt vom Verrat und den Intrigen, die schlussendlich den Putschisten in die Hände spielen sollten. Aber Nadine berichtet auch vom tagtägÂlichen Leben, dem Organisieren der Lebensmittel und dem Kochen für die Kolonne.
Nadine steht stellvertretend für eine Generation, die ganz in ihren Idealen aufging, die für diese den Tod in Kauf nahm. Mit derselben Leichtigkeit, mit der im Kreis der Freunde und Genossen getafelt und gesoffen wurde, mit der ein Rezept von der Mutter an die Tochter weitergeÂgeben wurde, erzählt sie von ihrem Leben in einer Gemeinschaft, den Gefahren des Krieges und dem täglichen Brot der Revolution.
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Mokrohs, Laura
Dichtung ist Revolution Kurt Eisner, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Ernst Toller. Bilder – Dokumente – Kommentare
Als 1918 in München die Republik ausgerufen wird, sind unter den Revolutionären zahlreicheSchriftsteller, die für Demokratie und Menschlichkeit eintreten. Doch den Ideen und Utopien von Kurt Eisner, Gustav Landauer, Erich Mühsam und Ernst Toller begegnen politische Gegenspieler. Von der Gegenrevolution sind die vier Schriftsteller schnell auf einen Nenner gebracht: „jüdische Literaten“, „landfremde Elemente“, „politische Hochstapler“ und „bolschewistische Agitatoren“. Ihre jüdische Herkunft wird für antisemitische Hetze instrumentalisiert. Die vier Schriftsteller schaffen Visionen, wegen derer sie bald um ihr Leben bangen müssen: Eisner und Landauer werden ermordet, Mühsam und Toller zu langen Haftstrafen verurteilt. In persönlichen Briefen, Tagebuchnotizen und berührenden Werken lassen sich ihre Wege eindrücklich nachempfinden.