Neue Bücher vom Mandelbaum Verlag

Silvia Federici

Caliban und die Hexe

Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation – übersetzt von Max Henninger – herausgegeben von Martin Birkner

Caliban und die Hexe ist eine Geschichte des weiblichen wie auch des kolonialisierten Körpers während des Übergangs zum Kapitalismus. Ausgehend von den Bauernaufständen des späten Mittelalters und dem Aufstieg der mechanischen Philosophie untersucht Federici die kapitalistische Rationalisierung der gesellschaftlichen Reproduktion.

Sie zeigt, wie der Kampf gegen den Widerstand von Körper und Geist eine wesentliche Bedingung für zwei grundlegende Prinzipien der gesellschaftlichen Organisation darstellt: die Entwicklung der Arbeitskraft und die Verfügung über das eigene Selbst.
Die anschaulich geschriebene Studie ist eine unverzichtbare Ergänzung der Marxschen Schilderung der »Einhegung« und ein wichtiger Schritt in Richtung eines neuerlichen Nachdenkens über Entstehung und Wesen kapitalistischer Verhältnisse.

e Rationalisierung der gesellschaftlichen Reproduktion. Sie zeigt, wie der Kampf gegen den Widerstand von Körper und Geist eine wesentliche Bedingung für zwei grundlegende Prinzipien der gesellschaftlichen Organisation darstellt: die Entwicklung der Arbeitskraft und die Verfügung über das eigene Selbst.
Die anschaulich geschriebene Studie ist eine unverzichtbare Ergänzung der Marxschen Schilderung der »Einhegung« und ein wichtiger Schritt in Richtu

ng eines neuerlichen Nachdenkens über Entstehung und Wesen kapitalistischer Verhältnisse.

Caliban und die Hexe

Zhang Lu
Arbeitskämpfe in Chinas Autofabriken
herausgegeben und übersetzt von Ralf Ruckus
In ihrem Buch erkundet Zhang Lu die Arbeitsbedingungen, die Subjektivität und das kollektive Handeln der AutomobilarbeiterInnen im Land der weltweit größten und am schnellsten expandierenden Automobilindustrie. Das Buch kombiniert neue empirische Befunde mit nuancierten Analysen der Produktionsstätten, der chinesischen Industriepolitik und der globalen Entwicklung der Automobilindustrie. So entsteht ein vielschichtiger Analyserahmen, der auch abschätzen lässt, wie sich die Arbeitsverhältnisse in der chinesischen Automobilindustrie in ihrem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext weiter entwickeln werden.
Nach jahrelanger Feldarbeit und ausführlichen Interviews mit ArbeiterInnen aus sieben großen Automobilfabriken in verschiedenen Regionen Chinas kann Zhang den LeserInnen eine fundierte Nahansicht des Fabrikalltags und der wachsenden ArbeiterInnenmilitanz bieten.

Mandelbaum Verlag: Arbeitskämpfe in Chinas Autofabriken

Gerhard Botz

Nationalsozialismus in Wien

Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung, Kriegsvorbereitung | 1938/39

Wie der Nationalsozialismus in jener Stadt, in der Hitler seine »Lehrjahre« verbracht hatte, an die Macht kam und sein Regime festigte, war lange Zeit ein Tabu der österreichischen Geschichte. Dieses Standardwerk beleuchtet »Anschluss«, Herrschaftsausbau und Radikalisierung.
Der Terror der SS und der Zugriff der »Reichsdeutschen« stießen in der österreichischen Hauptstadt nicht nur auf die

eifrige Mitarbeit der einheimischen Nationalsozialisten, sondern auch auf eine rebellische Kleinbürgerbewegung, die sich in Begeisterung, Judenenteignung und Pogromen erging. Die in Wien einsetzende Radikalisierung hatte auch Rückwirkungen auf das ganze nationalsozialistische »Reich«.
Am Beispiel Wiens in den Jahren 1938 und 1939 zeigt Gerhard Botz das Funktionieren der nationalsozialistischen Machtübernahme und Herrschaftssicherung mit den alltäglichen Mechanismen der Kontrolle, Belohnung, Überzeugung und Maßregelung des Einzelnen und ganzer Gruppen.

Dieses überarbeitete und ergänzte Standardwerk erscheint nun, 2018, aus Anlass des vor 80 Jahren erfolgten »Anschlusses« an das nationalsozialistische Deutsche Reich und hat seit seinem ersten Erscheinen nichts an Relevanz verloren.

Mandelbaum Verlag: Nationalsozialismus in Wien

Evelyn Adunka, Primavera Driessen Gruber, Simon Usaty (Hg.)

Exilforschung: Österreich

Leistungen, Defizite & Perspektiven

Exilforschung: Österreich bietet einen umfassenden Überblick über Ergebnisse und Desiderata der Exilforschung in und zu Österreich. Über vierzig internationale ExpertInnen stellen den aktuellen Stand der Exilforschung auf den Gebieten Literatur, Musik, Tanz, Politik und Wissenschaftsgeschichte dar.
Die einzelnen Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit Aufnahme- und Lebensbedingungen in Zufluchtsländern in Europa, Asien, Australien und auf dem amerikanischen Kontinent. VertreterInnen unterschiedlichster Berufe und wissenschaftlicher Disziplinen, die von Verfolgung durch das NS-Regime betroffen waren, werden exemplarisch vorgestellt.
Hilfsorganisationen und Netzwerke, die die Flucht erleichterten oder manchmal erst ermöglichten, sind ebenso Thema wie Nachwirkungen der Vertreibung im Familiengedächtnis. Ein eigener Abschnitt gilt neuen Quellen, Methoden und Zugängen. Damit richtet sich der Sammelband nicht nur an die Fachwelt, sondern dient auch einer breiten, zeitgeschichtlich interessierten Öffentlichkeit als Einstieg in die österreichische Exilforschung.

Mandelbaum Verlag: Exilforschung: Österreich

Marianne Enigl

Baldermann

Wien 1903 – Berlin-Plötzensee 1943. Eine Arbeitergeschichte im Roten Wien

Mit dieser Biografie von Josef Anton Baldermann, einem der vielen Unbekannten, die vom NS-Regime zum Tode verurteilt wurden, leistet Autorin Marianne Enigl einen Beitrag dazu, »dass wir zunehmend Stimmen und Geschichten hören, die vorher an den Rand gedrängt worden sind.« (Mary Fullbrook)
Es gibt noch sein leinengebundenes, vor der Gestapo verstecktes Tagebuch. Seine Schneebrillen, den Eispickel, Fotos vom Bergsteigen und inmitten der stolzen Sportlerriege des Arbeiter-Athletikklubs. Und vor allem sind da seine Briefe aus der Haft im KZ Groß-Rosen, dann in Berlin-Moabit und aus der Todeszelle in Plötzensee sowie die vielen hilflos-verzweifelten Schreiben seiner kleinen Familie.
Josef Anton Baldermann war ein Kind des einst berühmten Roten Wien, Sozialdemokrat von Jugend an, widerständig gegen das NS-Regime und besorgter Vater eines Sohnes. Als die Gestapo Mitte 1941 zuschlug, war »Burli« gerade zehn Tage alt. Baldermann ist 1943 mit sechs weiteren Wiener Arbeitern wegen angeblichen Hochverrats in Berlin hingerichtet worden. Sein Sohn hat bis heute bewahrt, was von ihm geblieben ist. Die Objekte und Dokumente erzählen vom Alltag, den Plänen und den Leidenschaften eines Mannes und seiner Angehörigen, bis sie durch das nationalsozialistische Verfolgungsregime an das existentielle Extrem gebracht werden. Denn »es geht immer darum, dass man die Geschichten der Menschen erzählt, nicht nur das schreckliche Ende.« (Martin Pollack)

Mandelbaum Verlag: Baldermann

Fritz Keller

Ein Leben am Rande der Wahrscheinlichkeit

Si Mustapha alias Winfried Müller: Vom Wehrmachtsdeserteur zum Helden des algerischen Befreiungskampfes

Die unglaubliche Geschichte des Winfried Müller aus Wiesbaden, der vom jungen Wehrmachtsdeserteur zum Stasiagenten wird, für die CIA die französische Regierung ausspioniert und schließlich als Major der algerischen Befreiungsarmee Fremdenlegionäre zur Desertion überredet. Das Buch beleuchtet die irrwitzigen Verflechtungen von Geheimdiensten, Parteien und Journalismus in der Nachkriegszeit.
Am 22. Dezember 1962 – die französische Kolonialmacht hat gerade den Krieg verloren und die Unabhängigkeit Algeriens akzeptiert – berichtet ein gewisser Major Si Mustapha der deutschen Öffentlichkeit von der Desertion von

über 4.000 Söldnern (davon vielen deutschsprechenden) aus der Fremdenlegion. Kurze Zeit später macht der inzwischen in der algerischen Verwaltung eingesetzte Si Mustapha in deutschen Medien erneut von sich reden: Er bietet 12.000 Villen und Schlösser zum Kauf an, die in Algerien hinterlassen wurden. Bei dieser Gelegenheit entdeckt die deutsche Öffentlichkeit auch, dass Si Mustapha mit dem 1926 geborenen Journalisten Winfried Müller identisch ist.
Zeithistoriker Fritz Keller zeigt in seinem Buch aber auch die vielfältigen und bis heute oft unbekannt gebliebenen Verflechtungen zwischen Geheimdiensten, Regierungen, Parteien und Journalismus, die diese unwahrscheinlich klingende Biografie ermöglichten.

Mandelbaum Verlag: Ein Leben am Rande der Wahrscheinlichkeit

Martin Birkner, Thomas Seibert (Hg.)

Kritik und Aktualität der Revolution

1917 erlebte die Welt den ersten Versuch einer sozialistischen Revolution. Die Überwindung der russischen Feudalgesellschaft sollte der Auftakt einer weltweiten Umwälzung bilden, im Zuge derer Unterdrückung und Ausbeutung ein für alle Mal abgeschafft werden. 1989 wurde seitens der kapitalistischen Sieger_innen das »Ende der Geschichte« ausgerufen. Die Krisen, aber auch sozialen Bewegungen der letzten Jahre beweisen die Unhaltbarkeit dieses Diktums.
Die Beiträge dieses Bandes widmen sich der Frage, ob und inwiefern eine revolutionäre Umwälzung heute noch möglich und sinnvoll ist. In der Linken wird gegenwärtig viel über Begriffe wie »Transformation« und »Transition« diskutiert. Sie beanspruchen, die traditionellen Schemata von Reform und Revolution neu zu akzentuieren und zugleich Bewegungsformen von Geschichte bestimmen zu können, die mehr und anderes als Bewegungen von Reform oder Revolution wären. Liegen in ihnen vielleicht die maßgeblichen Gründe, warum das überkommene Begriffsregister der Linken der Arbeiter_innenbewegung nicht mehr in der Lage zu sein scheint, ein Bündnis zwischen Theorie und »wirklicher Bewegung« hervorzubringen?
Mit Beiträgen von: Ulrich Brand, Rita Casale, Dennis Eversberg, Silvia Federici, Clarire Fontaine, Michael Hardt & Sandro Mezzadra, Isabell Lorey, Gerald Raunig, Karl Reitter, Thomas Seibert und Gerold Wallner.

Mandelbaum Verlag: Kritik und Aktualität der Revolution

Wolfgang Hien

Die Arbeit des Körpers

von der Hochindustrialisierung in Deutschland und Österreich bis zur neoliberalen Gegenwart

»Die Arbeit des Körpers« versteht sich als transdisziplinärer Versuch, die Geschichte der industriellen Arbeit, erweitert um relevante Bereiche der Dienstleistungsarbeit, als philosophisch geleitete Körpergeschichte von der Moderne bis zur Postmoderne zu sehen. Es ist eine Geschichte des ArbeiterInnenschutzes, doch nicht im Sinne einer Institutionengeschichte, sondern im Sinne einer Alltagsgeschichte »von unten«.
Der sogenannte Fortschritt hat viele Seiten. Wohlstand und Reichtum sind auf massenhaftem körperlich-leiblichem Verschleiß der arbeitenden Klassen gebaut. Dazu, die leibliche Ebene der proletarischen Existenz – Arbeitsleid, Schmerz, Erduldung, Wut und Revolte – zur Sprache zu bringen, will die vorliegende Studie einen Beitrag liefern. Eingedenk der großen Streiks der Bergarbeiter von 1889, der Wiener Textilarbeiterinnen von 1893 und vieler weiterer Teile der ArbeiterInnen-Klasse sollte festgehalten werden: Der Widerstand der MassenarbeiterInnen gegen unerträgliche Arbeits- und Lebensbedingungen schuf die Grundlagen für die gegenwärtigen globalen Kämpfe um Menschenwürde in der Arbeitswelt.

Mandelbaum Verlag: Die Arbeit des Körpers

Peter Haumer

Geschichte der F.R.S.I.

Die Föderation Revolutionärer Sozialisten „Internationale“ und die österreichische Revolution 1918/19

Ende 1918 brach als Folge des 1.Weltkrieges die Österreich-Ungarische Monarchie rasselnd zusammen. Am Tag der Ausrufung der Republik Österreich demonstrierten tausende ArbeiterInnen für eine sozialistische Republik. Sie hatten auch konkrete Vorstellungen, wie dies zu bewerkstelligen sei: Selbstorganisierung in Form der Rätebewegung. Mit diesen Vorstellungen versuchten die Mitglieder der Föderation Revolutionärer Sozialisten – Internationale (F.R.S.I.) wirkmächtig in »den Lauf der Weltdinge« einzugreifen und die soziale Revolution in Österreich zur Realität wer den zu lassen.
Als historische Vorgängerorganisation der KPÖ verkannt, orientierte sie sich vielmehr am Beispiel der revolutionären Obleute in der deutschen Revolution. Ihre kurze Geschichte gibt überraschende Einblicke in den revolutionären Prozess der jungen 1. Republik und 100 Jahre danach könnten ihre Ideen von sozialer Gleichheit, Selbstorganisierung und Pluralismus noch immer eine große Strahlkraft entfalten. Die Föderation, die aus der Geschichtsschreibung »herausgefallen« war, wird durch die Arbeit von Peter Haumer der Vergessenheit entrissen.

Mandelbaum Verlag: Geschichte der F.R.S.I.

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