Ein Edelanarchist aus Eden

 

Institut für Anarchismusforschung

Ein Edelanarchist aus Eden

Über den Anarchisten und Antimilitaristen

Alfred Saueracker/Alfred Parker

von Andreas Gautsch

# 1

Editorial

Dies ist das erste Forschungsergebnis des Instituts für Anarchismusforschung in Wien.

Gut fünf Jahre, nachdem die anarchistische Bibliothek und das anarchistische Archiv gegründet wurden, wird die Idee einiger Nutzer- und Unterstützer_innen, die Geschichte der anarchistischen Bewegung zu erforschen, mit dieser biographischen Skizze über Alfred Saueracker/Alfred Parker zu einem ersten druckbaren Ergebnis gebracht. Weitere Broschüren sind auch bereits in Planung.

Es geht uns darum, die verschiedenen anarchistischen Strömungen, ihre markanten Ereignisse und die Biographien einzelner Personen sichtbar zu machen. Denn es wird unsere Aufgabe als Anarchist_innen sein, sich mit unserer politischen Geschichte auseinanderzusetzen. Nicht nur, um sie dem Vergessen zu entreißen, sondern auch, um unseren Blick auf die Gegenwart zu schärfen.

Deshalb suchen und forschen wir, tragen wir unsere Geschichte(n) zusammen, um sie weiter zu erzählen oder nachlesbar zu machen.

Die Ideen des Anarchismus sind nicht nur einem hohen Ideal geschuldet, sie richten sich auch immer gegen konkrete gesellschaftliche Zwangsverhältnisse, von denen sich Menschen zu befreien versuchten. Allein, im Kollektiv, in der Gruppe oder im Syndikat – mit Worten oder Revolvern, mit Haltungen und Handlungen. Im Anarchismus gibt es immer auch eine Dimension, die weit über eine politische Organisation hinausreicht, nämlich dann, wenn politische Praxis auch als Lebensweise verstanden wird. Unzählig sind die Versuche und Experimente, die anarchistische Utopie im Hier und Jetzt zu leben.

Aus diesem Reichtum an politischen Erfahrungen gilt es zu schöpfen. Denn wir sehen es als unsere Aufgabe als Anarchist_innen, diese Geschichte und Geschichten weiterzuschreiben und weiterzugeben.

Das Institut für Anarchismusforschung will sowohl das fern Vergangene, das Gegenwärtige als auch das Zukünftige in den Blick nehmen. Mit Lust am Forschen, Lesen, Schreiben und Diskutieren.

Institut für Anarchismusforschung

Wien, März 2015

Das Gestern im Gedächtnis behalten, das Morgen in die Hand nehmen!

Andreas Gautsch

Ein Edelanarchist aus Eden

Über den Anarchisten und Antimilitaristen Alfred Saueracker/Alfred Parker

Einleitung

In dieser Broschüre soll trotz oder vielleicht gerade auf Grund der spärlichen Quellenlage der Versuch, über den Anarchisten und Antimilitaristen Alfred Saueracker/Alfred Parker eine politische Biographie zu schreiben, unternommen werden. Ausgangspunkt war das Interesse an den beiden Broschüren, die er Anfang der 20er Jahre verfasste, eine, die eine Kritik am Christentum zum Inhalt hatte und eine, in der er mit dem herrschenden Antisemitismus abrechnete. Wobei letztere Schrift wohl eine Sonderstellung im deutschsprachigen Anarchismus jener Zeit einnimmt, da kaum vergleichbare Broschüren existieren.

In der Folge kam schließlich die Frage auf: Wer war eigentlich dieser Alfred Saueracker? Was ist aus ihm geworden? Was kann über ihn noch herausgefunden werden?

Unzählige Recherche- und Schreibstunden später kann diese Broschüre präsentiert werden.

Auch wenn über die Person selbst recht wenig erzählt wird, es ließ sich auch kein Bild und keine Photographie finden… kann anhand dieser kaleidoskopartigen biographischen Skizze einiges gezeigt werden. Im Verweben der Geschichte einer Person mit jener der (anarchistischen/antimilitaristischen) Bewegung und diese wiederum mit den gesellschaftspolitischen Ereignissen und Phänomenen jener Zeit.

Was im Zuge der Recherchen noch passierte? Das Eintauchen und Genießen jener großen Freude eines Forschenden, der wie ein Fährtenlesender einer Spur folgt, sie am Wasser verliert und sie plötzlich auf der anderen Uferseite wiederfindet. So ungefähr war die Entdeckung, dass Saueracker nicht nur rechtzeitig vor den Nazis emigrieren konnte, sondern seinen Namen auch auf Parker änderte und das Finden im weiteren Verlauf dieser Spurensuche einer bis dato kaum bekannten und neuen Facette friedenspolitischer Aktivitäten jener „neuen“ Person.

Das Konzept dieser Broschüre war, diese Geschichte(n) anhand einiger biographischer und thematischer Stationen zu erzählen. Die verwendeten Zitate wurden der aktuellen Rechtschreibung angepasst, jedoch inhaltlich nicht verändert. Auch im Bewusstsein, dass manche Begriffe und Konnotationen, aus dem Sprachgebrauch und Vorstellungen der 20er oder 30er Jahre kommen und heute aus guten Grunde nicht mehr verwendet werden.

In Zeiten einer österreichischen Revolution

Das, was der sozialdemokratische Cheftheoretiker Otto Bauer als die österreichische Revolution bezeichnete, war in Summe eine Transformation des politischen Systems von einer Monarchie zur Republik, in der es revolutionäre Momente und Strömungen und eine Sozialdemokratie, die schließlich als neuer Machtträger da stand gab. Vielleicht setzte Otto Bauer in dieser Bezeichnung auch die Betonung auf „österreichisch“, um hier auf den spezifischen Charakter dieser Revolution hinzuweisen. Wer weiß.

Zu jenen Strömungen zählen neben den radikalen Sozialist_innen und Kommunist_innen hier vor allem die Syndikalist_innen und Anarchist_innen, also Menschen, die für eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung eintraten und Visionen einer befreiten Gesellschaft hatten sowie gleichzeitig auf keinen Fall gewillt waren, sich die bereits erkämpften Freiheiten von der Reaktion wieder nehmen zu lassen. Einer von ihnen war Alfred Saueracker:

„Als Gegner jeder Staatsform, jeder Gesetzgebung, jeder politischen Partei – Wir verpönen jede Herrschaft des Menschen über den Menschen und wollen durch Beseitigung der jetzigen Gesellschaftsform eine neue Gesellschaft aufbauen, eine Gesellschaft ohne Staat, ohne Militarismus, ohne parasitären Kapitalismus, eine Gesellschaft, in der sich die Menschen nach freiem Ermessen zu Arbeits- und Siedlungsgruppen vereinigen, an deren Erzeugnissen jeder Arbeitende nach seinem Bedürfnissen gleichberechtigten Anteil hat.“ ( EuB, Nr. 52, 1920 )

So schrieb der 28-jährige Alfred Saueracker im Herbst 1920 in der Zeitschrift „Erkenntnis und Befreiung“ (EuB), dem Organ des „Bund herrschaftsloser Sozialisten“ (BhS). Anlass für diesen Artikel gab ein Beschluss, den der BhS gefasst hatte, um auf die unakzeptable Lebenssituation von Arbeits- und Obdachlosen in dieser jungen Republik hinzuweisen und dagegen zu protestieren. Gefordert wird, dass die Regierung und Magistratsstellen Räumlichkeiten zur Obdachlosenfürsorge zur Verfügung stellen, die Arbeitslosen eine Arbeit bekommen, um sich selbst mit Brot, Kleidung und Wohnung versorgen zu können. Da nun einmal die Geduld eines Revolutionärs nicht grenzenlos ist, stellt Alfred Saueracker im selben Artikel klar, dass „endlich mit der direkten Aktion der sozialen Enteignungen zu beginnen wäre. Kurz die soziale Revolution.“ (EuB, Nr. 52, 1920 )

So weit bekannt, war dies sein erster Artikel, zumindest in dieser Zeitschrift, die zwei Jahre zuvor im November 1918 gegründet wurde. Saueracker zeigt sich in diesen Zeilen als ein entschlossener Verfechter der sozialen Revolution und in die Debatten und Diskussionen seiner Zeit involviert. Vielleicht, da er selbst gerade arbeitslos war, vielleicht auch aus dem einfachen Grund, dem revolutionären Elan, der in dieser Zeit schon am Versiegen war, wieder neue Impulse zu geben.

Wer war nun dieser junge Revolutionär? Biographisches ist nur wenig bekannt. Geboren wurde er am 24.06.1892 in Pressburg als Alfred William Saueracker. Wann und warum er nach Wien kam, wie er zu den gewaltfreien Anarchist_innen rund um den BhS stieß, darüber lässt sich, zumindest nach dem gegenwärtigen Forschungsstand, nichts sagen.

Er muss sich wohl bei der revolutionären Stimmung, die nach dem gewaltsamen Zusammenbruch des Habsburgerreiches vorhanden war, so wie viele andere Menschen auch angesteckt haben. Gut möglich, dass der brillante Agitator Pierre Ramus bei einer seiner Reden die revolutionäre Begeisterung in ihm wecken konnte. Als rastloser Propagandist und Organisator wurde Ramus zur zentralen Figur in den Kreisen der gewaltfreien Anarchist_innen. Bereits vor dem 1. Weltkrieg gab er die anarchistische Zeitschrift „Wohlstand für Alle“ und die „Die freie Generation“ heraus und veröffentlichte zahlreiche Broschüren und Bücher wie das „Anarchistische Manifest“. Bereits in jungen Jahren sammelte er Erfahrungen in der anarchistischen Bewegung, lernte Johann Most und Emma Goldman in den USA kennen, publizierte in London und begann nach seiner Rückkehr nach Wien im Jahre 1907, eine anarchistische Bewegung aufzubauen.

Nach dem Krieg sammelten sich um Pierre Ramus einige Gleichgesinnte wie die Frauenrechtlerin Olga Misar, der Schriftsteller Kurt Sonnenfeld und der damals berühmte Librettist Robert Bodanzky. Letzterer war auch unter seinem Pseudonym „Danton“ vor allem den Leser_innen der EuB bekannt.

Im November 1918, ein Monat nach Kriegsende, wurde der BhS gegründet, um den revolutionären Prolet_innen und Kriegsheimkehrer_innen, den Lebensreformer_innen und Kleinbürger_innen eine Organisationsplattform zu bieten. Gegenüber den autoritären Marxist_innen, sowohl im revolutionären Gewand wie die Bolschewiki oder die 1918 gegründete KPÖ, als auch in reformistischem oder austromarxistischem wie die Sozialdemokratie, gab es eine klare Abgrenzung und durchwegs kritische Haltung. Denn mit den Herrschaftslosen war kein Staat zu machen, auch keine neue Republik, auch wenn diese natürlich als Fortschritt gegenüber dem Kaisertum betrachtet wurde. Die Arbeiter_innen sollten als nächsten politischen Schritt nicht Parteiendemokratie oder gar die Diktatur einer Partei wählen, sondern für eine befreite Gesellschaft eintreten.

Der Bund selbst war ein Zusammenschluss unterschiedlicher Gruppen, neben den lokalen Ortsgruppen gab es noch die Schriftsteller_innen-vereinigung „Scholle“, bei der Saueracker am 1.1.1921 die Eröffnungsrede einer Feierlichkeit zu Ehren Petr Kroptkins hielt, einige syndikalistische Gruppen, die radikal-sozialistischen Studenten, der Bund freier Jugend, verschiedene Siedlungsgruppen und andere mehr. Im Jahre 1925/26 soll der BhS nach Eigenangaben 60 Ortsgruppen und über 4.000 Mitglieder gehabt haben. (vgl. Was ist und will der Bund herrschaftsloser Sozialisten?) Alfred Saueracker hat sich 1920 auch einer der ersten Siedlungsgruppen mit dem Namen „Menschheitsfrühling“ angeschlossen und war somit von Anbeginn Teil einer groß propagierten Siedlungsaktion. Denn eine Siedlungsgemeinschaft war mehr, sie war ein Ausgangspunkt und ein Ziel, „getragen und belebt von einem neuen, idealen Lebensgeist, erfüllt von der Absicht und Verwirklichung neuer lebensreformatorischer und sozialrevolutionärer Erneuerungspläne für die soziale Gemeinschaft.“ So formulierte es zumindest Pierre Ramus im Jahre 1920 in einem Aufruf zu Gründung von Siedlungsgemeinschaften. (EuB, Nr. 5, 1920)

Im September 1920 war es auch schon so weit, es kam am neuen Baugelände zur Gründungsfeier der ersten Siedlungsgruppe:

„Vor dem Blockhause haben die rastlosen Kameraden der freien Arbeitsgruppe „Menschheitsfrühling“ eine ausgezeichnete, mit Reisig und herbstlichen Grün behangene, verzierte, aber auch akustisch schallgedeckt gebaute Rednertribüne errichtet. Kurz nach 4 Uhr nachmittags sammelte Kamerad Alfred Saueracker mit mächtiger Stimme alle die Gekommenen um die Rednertribüne und eröffnete mit eindringlichen Worten der Erläuterung über den Zweck der Feier diese.“ Dann wurden die aktuellen Arbeiten der Pioniergruppe sehr anschaulich demonstriert. Sie bestand in der „Sprengung von tieflagernden Baumstümpfen mittels Dynamit“. Der Artikel schließt voller Zuversicht – „und dieses Brachfeld wird nächstes Jahr ein blühender Kulturgrund sein, dessen Früchte und Arbeitserträgnis voll und ganz der Arbeitsgruppe und der „Neuen Gesellschaft“ zugute kommen werde.“ (EuB, Nr. 43, 1920)

Gesagt, getan. Ein gutes Jahr später, am 25. Juni 1921, konnte Alfred Saueracker bereits von der Eröffnung der „Siedlung Eden“ in der EuB, berichten.

Die Siedlung Eden

Siedeln war nicht nur ein Notprogramm, um dem Elend zu entkommen. Für Anarchist_innen war es immer schon viel mehr. Es war die Praxis der Idee oder das Experiment zur Theorie. Ein herrschaftsfreies und kooperatives Leben, verwirklicht in kleinem überschaubaren Rahmen. In der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. löste Theodor Hertzkas Roman „Freiland“ eine wahre Siedlungseuphorie aus. Viele zogen in die Ferne, von Afrika bis Südamerika, um ihr Glück im kollektiven Leben zu finden. Auch der Anarchist Gustav Landauer propagierte die Siedlungsidee und sah in diesen Kommunen die Keime einer kommenden anarchistischen Gesellschaft.

Als nach dem 1. Weltkrieg in Wien Abertausende Menschen begannen, Land zu besetzen und wilde Siedlungen zu bauen, war der BhS voller Begeisterung. Im September 1919 rief er zur 1. Siedler_innenkonferenz auf, um die Menschen in ihren Forderungen zu unterstützen. Die über Jahrzehnte katastrophale Wohnungssituation wurde nach dem Krieg noch verschärft und die neue Regierung hatte keine Ideen, wie das Problem zu lösen sei. Die Menschen wussten es. Unter dem Motto „Gebt uns Land, Holz und Stein, wir machen Brot daraus“ zogen Tausende Arbeiter_innen vor das Rathaus. Selbst Adolf Loos sprach bei einer Massendemonstration von Siedler_innen voller Euphorie:

„Es ist das Ergebnis einer Revolution, die der Arbeiter gegen den Kasernenzwang der Fabriken angenommen hat, das Ergebnis einer unblutigen Revolution daher mit einem menschlichen Resultat. (…) Für alle kommende Zeit wird das Stück Land, das sich der Mensch selbst bebaut, das bleiben, was es heute ist: Die Zuflucht zur Mutter Natur, sein wahres Glück und einzige Seeligkeit.“

(Adolf Loos, Tag der Siedler, Neue Freie Presse, Wien, 3. April 1921)

Die Siedler_innenbewegung war die erste soziale Bewegung der noch jungen Republik. Der BhS wollte jedoch nicht nur die Bewegung politisch unterstützen und im anarchistischen Sinne beeinflussen, sondern auch eigene Siedlungspläne forcieren.

Wie bereits erwähnt, kam es im Sommer 1921 schließlich zur Gründungsfeier der Siedlung Eden im Westen Wiens, am Rande des Wienerwaldes.

„Am 26. Juni fand die feierliche Grundsteinlegung der ersten Häuserbauten unserer Hadersdorfer Siedlung statt. Vorweg sei gesagt: Es war ein Tag der Freude, ein Tag der Erfüllung langgehegter Wünsche.“ Nach kurzen Berichten über die einzelnen Redebeiträgen der geladenen Festgäste, schließt Saueracker den Bericht mit: „Ein Grundstein zum Großen ist gelegt – möge es nun durch unser aller vereinte Kräfte werden.“ (EuB, Nr. 33, 1921)

Leider verlief das Projekt von Anbeginn nicht unproblematisch. Die Schwierigkeit lag schon darin, das passende Grundstück zu finden und das notwendige Geld aufzutreiben, dann gab es finanzielle Ungereimtheiten und Konflikte zwischen den Siedler_innen und der Genossenschaft und bei der Landaufteilung kam es ebenfalls zu Streitereien und Feindseligkeiten. Dass die Siedlung nicht den Erwartungen entsprach, darüber beklagt sich Alfred Saueracker bereits im Oktober 1921 vertraulich in einem Brief an Ramus:

„Als wir bei der Grundsteinlegung beisammen waren, versprach ich Ihnen über die Bautätigkeit (…) von Zeit zu Zeit für E.u.B. zu berichten. Ich habe dies bisher absichtlich nicht, denn die Siedlung hat wirklich nichts mehr mit Kommunismus und Anarchismus zu schaffen, weder in der Baugruppe, noch in der landwirtschaftlichen Gruppe.“ (Pierre Ramus Papers, Mappe 152 )

Die Siedlung selbst war zu keiner Zeit ein rein anarchistisches Projekt, denn aus Geldmangel musste mit anderen Vereinigungen und Gruppen wie den Theosoph_innen, Baptist_innen, Freidenker_innen, usw. kooperiert werden. In einem anderen Brief beklagte sich Saueracker über den „zunehmenden Einfluß religiöser Gruppen, v. a. der Baptist_innen und schlägt vor, die anarchistischen Kolonistengruppen sollten ihrerseits ebenfalls geschlossen nach außen hin auftreten.“ (Neubauer, S. 211)

Dennoch – der Bau der Siedlung wurde vorangetrieben, ein Jahr später die „Bau- und Siedlungsgenossenschaft und Reformsiedlung Eden“ gegründet, auch um weitere illegale Bautätigkeiten und Baumrodungen zu verhindern. Schließlich wurde von der Genossenschaft der Architekt Ernst Arnold Egli beauftragt einen Bebauungsplan zu erstellen, der in Folge aber nie ganz umgesetzt wurde. Die Siedlung selbst gibt es noch heute, zwischen Knödel- und Edenstraße am Rande des 14. Bezirks. Die beiden von der Architektin Schütte-Lihotzky geplanten Musterhäuser stehen ebenso dort wie das von den Theosophen gebaute Kinderheim, das heute aber als privates Wohnhaus genutzt wird.

Im Sommer 1926 kam die Siedlung in den Fokus polizeilicher Aktivitäten. Diese erhielt nämlich einen Hinweis, dass ein Anarchist, der unter dem Decknamen „Hirsch“ reise, ein Attentat in Ungarn plane. Die Staatsspitzel hatten die Siedlung Eden als Unterschlupfort in Verdacht. Dort würde der vermeintliche Attentäter auch Verbündete für sein konspiratives Vorhaben finden.

Im Polizeibericht, der im umfangreichen Schoberarchiv der Polizeidirektion Wien lagert, steht, dass die verdächtige Person dort aber nicht gefunden werden konnte. Die Behörde war darüber aber nicht weiter verwundert, denn nach Protokollangaben stand die Siedlung der „Edelanarchisten“ unter ständiger behördlicher Aufsicht (!) und es ist davon auszugehen, dass dieser „Hirsch“ den Behörden wohl aufgefallen wäre.

Trotzdem wurden im Rahmen dieser Polizeiaktion drei Personen einvernommen– die Privatlehrerin Sabine Grünschlag aus Polen, der Redakteur Alfred Saueracker aus Bratislava und der Ungar Georg Köver, der 1921 im ungarischen Parlament Schüsse abfeuerte und dabei den ungarischen Politiker Stephan Rakovsky verletzte. Laut einem Zeitungsbericht begründete der ehemalige Oberleutnant seine Tat mit den Worten: „Weil die Herren wieder einen Krieg wollen!“ (Marburger Zeitung, Nr. 217, 27. September 1921) Georg Köver bekam dafür drei Jahre Haft.

In diesem Polizeibericht wird Alfred Saueracker als Lebensgefährte von Sabine Grünschlag angeführt. Christian Neubauer fand in seiner akribisch recherchierten Dissertation über Pierre Ramus und den österreichischen Anarchismus in den Akten des niederösterreichischen Landesarchivs den Bericht der Bundespolizeidirektion Wien an die Staatsanwaltschaft vom Juli 1926. Wie so oft, wenn es um die Geschichte des Anarchismus geht, finden sich viele Daten und Informationen nur mehr in den Archiven der Polizei und der Gerichte. Sehen wir uns an, was also in den Polizeiberichten noch so über Alfred Saueracker zu finden ist:

„Nach dem frühen Tod der Eltern, die im Tuchhandel tätig waren, lebte Saueracker bei seinem Großvater, dem Generaldirektor Wilhelm Edler von Pflanzer, und besuchte die Unterreal- sowie Handelsschule in Wien. Von 1911 – 1914 folgte die erste Beschäftigung als Korrespondent bei einem Mühlenbauunternehmen. Den Krieg machte er als Zugführer im Militärhilfsdienst (sic!) mit. (…) Seit Mitte 1926 trat Saueracker als Gesellschafter der Wiener Firma Fuchs & Co. in Erscheinung, ohne hier den großen geschäftlichen Durchbruch zu schaffen. Als Siedlungsaktivist verschrieb er sich dem Anarchismus und gehörte zur älteren Siedlergarde Edens. Gute Kontakte zu Ramus, dessen präzise Informationen über alle Interna der Siedlung Eden von Saueracker herrührten (…).“ (Neubauer, S. 213)

Nachdem diese Polizeiaktion auch in den Medien, vor allem im linken Wiener Blatt „Der Abend“, für einiges Aufsehen gesorgt hat, beschloss Saueracker, eine Anzeige gegen unbekannte Verleumder zu machen. Diese begründet er damit, dass “diese Maßregelung der Wiener Polizeidirektion geeignet ist, mich in meinem Ansehen und meiner beruflichen Stellung auf das Empfindlichste zu schwächen [. . .]”. (ebd. S. 214)

Wie erfolgreich diese Anzeige für Saueracker verlief, steht leider nicht im Akt. Für Georg Köver bedeutete diese Affäre jedoch die Ausweisung. Ohne Arbeit, ohne Einkommen, mit dieser politischen Biographie und den Verdächtigungen, die sich zwar eher allgemein gegen Anarchist_innen richteten, veranlasste die Polizeibehörde seine Abschaffung (Anm. veraltet für Abschiebung oder Ausweisung) zu erlassen – natürlich im Interesse der öffentlichen Sicherheit.

Machen wir nun wieder ein Sprung zurück zum Anfang der 20er Jahre. In dieser Phase hat der Schriftsteller Alfred Saueracker nicht nur seine ersten Artikel veröffentlicht, sondern die beiden bereits erwähnten Broschüren.

„Terror und Christentum“ und „Terror und Judentum“

Im Jahre 1920 beschloss Saueracker, eine sozialpolitische Sammlung in Kooperation mit dem Verlag Rudolf Cerny herauszugeben. Ganz in agitatorischer und aufklärerischen Manier formulierte er folgendes Ziel:

„Deshalb ist es notwendig, dem Proletariat die klare Erkenntnis seiner sozialen Stellung und der wirtschaftlichen Verhältnisse zu geben, damit es durch bewusstes Wollen die soziale Bewegung in Bahnen lenke, die unzweifelhaft zum endgültigen Siege über alle Herrschaft und Ausbeutung führen müssen.“ (Vorwort zur Broschüre Terror und Christentum)

Die ersten vier Veröffentlichungen waren neben der von Saueracker selbst verfassten Schrift „Terror und Christentum“ die Broschüren „Grundlagen für eine neues Leben“ und „Gewalt oder Gewaltlosigkeit“ des Syndikalisten Fritz Oerter und „Freiheit und Glück“ von Wilhelm Kovanda.

Die von Saueracker entworfene Kritik ist eine klare Abrechnung mit der katholischen Kirche, pointiert, wie sie Jahrzehnte später ein Karl-Heinz Deschner nicht besser zu schreiben vermochte. Voller leidenschaftlicher Empörung braust Saueracker in einem überblicksartigen chronologischen Abriss über die Kirchengeschichte hinweg – von der Heiligen Inquisition zu den Religionskriegen und zurück zur Hexenverfolgung. Schlussfolgernd kommt er zur Einsicht, dass im Papsttum, „dieser Apotheose des hierarchischen Autoritätswahns“ (Terror und Christentum, S. 15) die von Christus verkündete Religion der Liebe in ihr Gegenteil verkehrt wird. Saueracker erkennt jedoch, dass Autorität und Gewalt in allen Konfessionen wie auch in jeder Staatsform stecken. Und „nur die staats- und kirchenlose Gesellschaft wird allen Menschen die Möglichkeit der ungehemmten Entfaltung ihrer Fähigkeiten bieten, sie ist die einzige Form menschlichen Zusammenlebens, die das Heil und Glück aller Erdenkinder gewährleistet.“ (Terror und Christentum, S. 15)

Alfred Saueracker orientiert sich bei dieser Analyse an der klassischen Argumentationskette gewaltfreier Anarchist_innen, wie sie bei Pierre Ramus oder auch bei anderen Autor_innen von EuB immer wieder zu finden ist. Kritisiert wird nicht der Glaube oder Religion an sich, sondern ihre institutionalisierte Form, die Kirche(n).

Die zweite Broschüre, die er im Jahre 1921 veröffentlichte, ist noch interessanter, denn sie beschäftigt sich mit einem Thema, das in anarchistischen Kreisen in Österreich kaum angesprochen wurde. Die Broschüre „Terror und Judentum“ ist, wie es der Untertitel verkündet, „Ein Protest gegen Antisemitismus und Pogromheldentum“. Dass der Antisemitismus in der noch jungen Republik und zuvor in der k.u.k. Monarchie ein weit verbreitetes gesellschaftliches und politisches Phänomen war, ist unbestritten und trotzdem sind nur wenige Artikel oder Schriften von Anarchist_innen aus dieser Zeit zu finden, die sich zu diesem Thema äußern. So verfasste Kurt Sonnenfeld 1920 Fortsetzungsartikel mit dem Titel „Internationalismus und Völkerhaß“ (EuB) in denen er gegen den „Rassenschwindel“ („Die Rasse ist also überhaupt kein wissenschaftlich eindeutiger Begriff, sondern nur eine Fiktion, ein Hilfsbegriff, zur Vereinfachung des Denkens geschaffen. Das Gleiche gilt von der Nation.“, EuB, Nr. 22, 1920) und „Judenhass“ („Der Antisemitismus ist, wie jede Art des Rassenhasses, eine Dummheit und eine Schlechtigkeit.“, EuB, Nr. 24, 1920) Stellung bezieht. Die von Alfred Saueracker verfasste Schrift ist diesbezüglich aber ein Sonderfall. Sie behandelt nicht nur den christlichen Antijudaismus, sondern auch den deutschtümelnden Antisemitismus eines Theodor Fritsch oder Georg Schönerer und kritisiert aktuelle Diskriminierungen von Jüd_innen.

Wie es zu dieser Broschüre kam? Saueracker schreibt gleich zu Beginn des Textes, dass „Freidenker jüdischer Volksgruppenzugehörigkeit“ ihm den Vorwurf gemacht hätten, in der Schrift „Terror und Christentum“ mit keinem Wort jene „Akte der Unduldsamkeit und des Terrors“ erwähnt zu haben, die vom Judentum ausgingen.

Die Kurzfassung der Antwort Sauerackers kann recht lapidar mit – das war nicht das Thema und wenn hätte ich dazu nicht viel zu schreiben gewusst – zusammengefasst werden.

Eine inhaltliche Wiedergabe des Textes ist schwierig, denn er hat keine klare Struktur, keine Chronologie, er ist mehr eine Klage, Anklage und eine scharfzüngige Streitschrift. Für Saueracker ist es klar belegt: Der Ausgangspunkt der Jüd_innenverfolgung liegt im Christentum. Hier entstanden die stets naturalisierenden antisemitischen Stereotypen wie der „jüdische Schachergeist“. Saueracker argumentiert historisch und bringt es mit dem Zitat des Historikers J.M. Schleiden auf den Punkt; „Die Juden waren Landwirte, bis die Christen ihnen ihr Eigentum mit Gewalt entrissen.“ (Terror und Judentum, S. 5) Das Streben nach jüdischen Besitz ist für Saueracker eines der Grundmotive der Judenverfolgung. Sie ist somit viel weniger ideell, sondern ziemlich handfest. So handfest wie die damals aktuelle Auseinandersetzung, mit der er sich im letzten Teil des Textes beschäftigt und sie treffsicher zum politischen Abschluss bringt. „Der im Hahnreiholze ihrer Ariertumes einhertorkelnden Antisemitenhorde, die am liebsten für den Anteil an Licht und Luft den Arierparagraphen einführen möchte. Selbst in das Heiligtum unserer Alpenriesen, in die entlegensten Schutzhütten und Herbergen wird von größtenteils sehr obskuren Elementen der Rassenhass getragen, indem man den Juden die Mitgliedschaft an unseren alpinen Vereinigungen verwehren will.“ (Terror und Judentum, S. 10) Gute zehn Jahre später, zu Beginn der 30er Jahre, wird es in Österreich heißen, ab 2000 Meter beginnt das 3. Reich. (Anm. Zu Antisemitismus und Alpinismus, im speziellen der Geschichte des Alpenvereins, seines Antisemitismus und seiner NS Vergangenheit gibt es mittlerweile eine umfangreiche Literatur.)

Saueracker war bewusst, dass diese Broschüre Ablehnung und Feindschaften hervorbringen wird, denn er schreibt ganz offen „ich sehe im Geiste einige gutsozialistische Jünglinge ihr blondgelocktes Haupt schütteln und höre sie, gegen mich den Vorwurf einer gewissen Unobjektivität erheben, weil sie sich nicht zu einer gewissen Unobjektivität aufschwingen können, die speziell bei der Beurteilung dieser Frage am Platze ist“ (Terror und Judentum, S. 11) … und es scheint zumindest so, als könne man heraushören, wie gut er dieses relativierende Herumgerede kenne und wie sehr ihn dieses bereits ankotzt.

Warum er sich zu diesem Thema äußert?

Er schreibt, dass er nicht leugnen möchte, dass in seinen „Adern semitisches Blut fließt“ (Terror und Judentum, S. 11). Gleichsam will er dies nicht als Argument verwendet wissen, denn sein Anspruch ist ein universaler. „Aber ich würde mit demselben Feuer der Begeisterung für unterdrückte Neger, Malaien oder Inder eintreten. Ich kenne keine Nationen, ich kenne kein Vaterland. Ich bin Weltbürger, Kosmopolit. Meine Menschheit ist mir heilig, und was einer ihrer Teile leidet, schmerzt mich wie eine Wunde am eigenen Leibe.“

Reaktionen oder gar Rezensionen zu dieser Broschüre konnten keine gefunden werden. Auch nicht in der EuB, obwohl sie dort in der Rubrik „Unser Büchertisch“ über Monate hinweg angeführt wurde.

Die angekündigte dritte Schrift von Alfred Saueracker mit dem Titel „Gebärstreik!“ konnte bis jetzt nicht gefunden werden. Entweder ist sie verschollen oder sie wurde nie gedruckt. Ebenso sind die von Christian Neubauer erwähnten Manuskripte „Über das Judentum“ (1925) und „Verteidigung der Demokratie“ (1926), die er im Zuge seiner Recherchetätigkeit im Ramus Nachlass gefunden hatte, in dem inzwischen digitalisierten Nachlass nicht mehr zu finden.

Ein kleiner Nachsatz noch zur Herausgabe der beiden Schriften. Die erste wurde zunächst von der Verlagsbuchhandlung Rudolf Cerny herausgegeben, später wurden beide Schriften im Jahr 1921 vom Hausverlag der Reformsiedlung „Eden“ im Verlag Internationaler Kulturbund „Neues Leben“ Wien-Hütteldorf heraus gebracht. Was bedeutet, dass sich trotz der Schwierigkeiten, die es in der Siedlung gab, ein sehr engagiertes Verlagsprojekt entwickelte.

Gegen den Krieg

Antimilitarismus und eine klar ablehnende Haltung gegen den Krieg waren bereits vor dem 1. Weltkrieg zentrale Positionen, die von anarchistischen Kreisen in Österreich vertreten wurden. In diesem Zusammenhang muss wieder Pierre Ramus erwähnt werden, der als einer der Gründer der antimilitaristischen Bewegung und der Kriegsdienstverweigerer gesehen werden muss. (vgl. Olga Misar, S. 67) Denn es waren nur wenige, die dem allgemeinen Kriegstaumel widerstanden. Auch die internationalistische Sozialdemokratie zog begeisternd für „Gott, Kaiser und Vaterland“ in den Krieg. Die unterschiedliche Auffassung in Bezug auf Militarismus und Krieg, die innerhalb der organisierten Arbeiter_innenbewegung vorlag, zeigte sich bereits Jahrzehnte vorher in den Konferenzen der II. Internationale, die 1891 und 1893 stattfanden. Die von den Anarchist_innen vorgelegte Resolution, bei Kriegserklärung mit Arbeitsniederlegung, also Streik, zu reagieren, wurde von der sozialdemokratischen Fraktion und somit der Mehrheit abgelehnt. Ein Jahrzehnt später, 1904, gründete Ferdinand Domela Nieuwenhuis, der als studierter Theologe der Kirche den Rücken kehrte, bei der Sozialdemokratie landete und als Antimilitarist sich von dieser abwandte und schließlich beim Anarchismus landete, die Internationale Antimilitaristische Vereinigung (IAMV). Ziel war es, eine erste Organisationsplattform zu installieren und die antimilitaristische Aufklärung zu forcieren. Ein weiteres Jahrzehnt später beginnt der 1. Weltkrieg. Die Zahl jener, die den Kriegsdienst verweigerten, war gering. In einem Aufsatz, den die bekannte Frauenrechtlerin und Kriegsdienstgegnerin Olga Misar 1923 verfasste, erwähnte sie die Kriegsdienstverweigerer aus religiösen Gründen wie die Nazarener und dass viele Kriegsgegner „der Militärjustiz zum Opfer fielen“ (Olga Misar, S. 6). Einige Antimilitaristen überlebten den Krieg im Gefängnis wie auch Pierre Ramus, der seine Erfahrung als Kriegsdienstverweigerer in seinem Roman „Friedenskrieger des Hinterlandes“ verarbeitete. Zu einer funktionierenden Kriegsmaschinerie gehört eben auch ein funktionierender Justizapparat.

Nach dem 1. Weltkrieg änderte sich die Stimmung, neben dem bürgerlichen Pazifismus bekam auch der anarchistisch geprägte Antimilitarismus Zulauf. Um die Unterscheidung in aller Kürze auf den Punkt zu bringen, wird auf die Ausführung von Beatrix Müller-Kampel zurückgegriffen:

„In eben dem Maße, wie die bürgerlichen Friedensaktivisten die ökonomischen Grundlagen des Krieges verkennen, leugneten nach Ramus die liberalen und linksliberalen-sozialdemokratischen den notwendigen Konnex von Staat und Gewalt.“ (Müller-Kampel, S. 19) Eine radikale antimilitaristische Position hat demnach beide Ebenen, jene der Ökonomie und jene der Politik in ihrem Zusammenspiel zu berücksichtigen und politisch zu bekämpfen.

Um diese Position in der Arbeiter_innenbewegung zu stärken, kam es im März 1921 in Bilthoven in den Niederlanden zur Gründung der heute noch existierenden Vereinigung „War Resisters‘ International“ (WRI) – genau genommen hieß die Vereinigung zunächst PACO, was auf Esperanto „Friede“ bedeutet. Kurze Zeit später kam es ebenfalls in Holland (in Den Haag) auf Veranlassung der IAMV zur Gründung des Internationalen Antimilitaristischen Büros (IAMB). An beiden Konferenzen nahm Pierre Ramus als Vertreter des BhS teil. Es gibt einen Hinweis, dass Alfred Saueracker bei der Ersten oder einer Folgekonferenz ebenfalls anwesend war, in dem ausführlichen Bericht zu diesem Kongress in der EuB (siehe EuB Nr. 28/ 1921) wurden die Teilnehmer namentlich erwähnt, Alfred Saueracker ist jedoch in dieser Aufzählung nicht zu finden. Im Manuskript „die bulgarische Arbeitspflicht“ (siehe Pierre Ramus Papers, Mappe 2) erzählt er von einer Konferenz, die im Dezember 1922 in Bilthoven stattfand und auf der heftig über die in Bulgarien eingeführte Arbeitspflicht für junge Erwachsene, von acht Monaten für Männer und vier Monaten für Frauen, debattiert wurde. In dem Brief vertrat Saueracker zwar eine allgemein ablehnende Haltung in der Frage der Arbeitspflicht, jedoch nicht ohne die daraus resultierenden sozial-ökonomischen Erfolge zu erwähnen.

Zu den beiden antimilitaristischen Organisationen WRI und IAMB ist zu sagen, dass beide stark vom gewaltfreien Anarchismus geprägt waren, wobei die erste Organisation die Gewaltfreiheit im Fokus hat(te), die zweite den Anarchismus. Da der politische Kampf gegen Gewalt, Militär und Krieg ein zentrales Thema in der Agitation und Propaganda des BhS war, folgte im darauffolgenden Jahr auch auf organisatorischer Ebene der nächste Schritt, indem mit dem „Bund der Kriegsdienstgegner“ ein Ableger des WRI in Österreich gegründet wurde. Offizielle Gründer sind Alfred Saueracker und Walther Fuchs. Letzterer zeichnete sich auch dadurch aus, dass er 1922 das Heft „Vom Wesen des Antimilitarismus“ herausbrachte, in dem er gleich eingangs klarstellt: „Krieg ist organisiertes Morden.“ In einem Länderbericht von Olga Misar für den Band von WRI über die weltweite Bewegung wird die Anfangszeit folgendermaßen beschrieben:

„The Bund der Kriegsdienstgegener Österreich was founded in 1922 by Alfred Saueracker after reading circulars issued by „Paco“ and the I.A.M.B. He started with a few comrades a very enthusiastic study circle which published several pamphlets in the course of a few months and organised the first No More War demonstration in Vienna in front of the Town Hall.“

(War Resisters‘ International, War Resisters of the world, S. 60)

Diese überparteiliche und von einem Bündnis getragene Demonstration fand einige Jahre in Wien statt und hatte Tausende Teilnehmer_innen. Im zweiten Jahr kam es bereits zu Angriffen von jungen „Hakenkreuzlern“, so wurde die Anhänger der neuen nationalsozialistischen Strömung genannt. 1924, zum zehnten Jahrestag des Kriegsbeginns, gingen 10.000 Kriegsgegner_innen auf die Straße, obwohl die Sozialdemokrat_innen, die sich im Vorfeld als neue Friedenspartei zu positionieren versuchten, für den Folgetag eine eigene Veranstaltung organisierten. Auf politischer Ebene lag es dem Bund der Kriegsdienstgegnern an der Durchsetzung der Gewissensklausel, um einen minimalen Rechtsschutz für die Menschen, die aus gewissenhafter Überzeugung den Kriegsdienst verweigern, zu erhalten und natürlich die Aufklärung sowie in der Folge die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zur Gewaltfreiheit.

Wie sah nun die militärische Situation in der 1. Republik aus? In Österreich existierte von 1919 bis 1920 ein Volksheer das unter sozialdemokratischem Einfluss stand, dieses wurde 1920 in ein Berufsheer umgewandelt und wurde fortan als Bundesheer bezeichnet. Ebenfalls 1920 gründeten sich die ersten klerikalfaschistischen Heimwehrverbände, die rechte Frontkämpfervereinigung, drei Jahre später rüsteten die Sozialdemokraten nach und schufen den Republikanischen Schutzbund. In einer militarisierten Gesellschaft, organisiert über Parteien und Verbände, aufbereitet durch eine Ideologie des Kampfes und Krieges, die in Zeitungen, Schulen und Kirchen in den Köpfen der Menschen gefestigt werden, können Positionen, die sich gegen Gewalt und Militär richten, nur Minderheitenpositionen sein. Deshalb auch der Versuch, eine Bündnisstruktur zu schaffen und durch Aufklärung und Agitation eine radikale antimilitaristische Position politisch zu stärken.

Am 22.6.1922 schreibt Saueracker an Ramus, dass das Exekutivkomitee des Bunds der Kriegsdienstgegner Österreichs plane, eine Zeitschrift herauszubringen. Sie soll parallel oder als Supplement von EuB erscheinen. Denn zwischen dem Bund der herrschaftlosen Sozialisten und dem der Kriegsdienstgegner gab es nicht nur eine Überschneidung und Zusammenarbeit, sie kumulierte auch in der Person Pierre Ramus und musste deshalb wohl gut abgestimmt werden.

Jedoch dauerte es noch zwei Jahre, bis die erste Zeitschrift erscheinen konnte. Über sonstige Aktivitäten und Treffen des Bunds der Kriegsdienstgegner ist leider kaum Material zu finden. Bekannt ist, dass Saueracker 1923 im Kulturverein „Die Bereitschaft“ ein Referat über den Bund hielt und sich um die Herausgabe eines antimilitaristischen Taschenkalenders kümmerte – doch dann verliert sich plötzlich seine Spur. Im Jahr 1923 übernahm Olga Misar den Vorsitz des Bundes, im Zweimonatsrhythmus kamen die neuen Mitteilungsblätter heraus und ab 1924 erschien zumindest für zwei Jahre die Zeitschrift „Der Kriegsdienstgegner“. Die Artikel wurden fast ausschließlich von Misar geschrieben. Von Alfred Saueracker findet sich kein Wort. Auch sonst sind keine Aktivitäten mehr eruierbar.

Im Nachlass von Pierre Ramus, der mittlerweile vollständig digitalisiert und online abrufbar ist, sind sämtliche Akten der großen antimilitaristischen Konferenzen wie der Konferenz der Internationale der Kriegsdienstgegner 1925, der Landeskonferenz des Bundes der Kriegsdienstgegner Österreichs im Jahre 1926 und der Internationalen Konferenz der Kriegsdienstgegner 1928 in Wien vorhanden. Der Name Saueracker taucht weder in der Teilnehmer_innenliste auf, noch tritt er als Referent oder Delegierter in Erscheinung – nichts. Als Teilnehmer der österreichischen Sektion stößt man stets auf die Namen Olga Misar, Pierre Ramus und Franz Kobler. Saueracker verschwindet von der politischen Bildfläche. In dem bereits zitierten Bericht von Olga Misar steht nur: „1923 Alfred Saueracker and his young helper, Walter Fuchs, had to leave Vienna…“ (War Restisters International, War Restisters of the world, 1925, S. 60)

Der Globetrotter

Mit 31 Jahren packte Alfred Saueracker seine Koffer und begab sich auf eine lange Reise oder, um es weniger romantisiert auszudrücken, auf internationale Arbeitssuche. In einem Brief, den er im Jänner 1924 von Bukarest aus an Ramus schrieb, gibt er Auskunft über sein vages Vorhaben:

„Sie haben ja vollkommen recht, wenn Sie schreiben, dass es schade ist, einen Globetrotter zu spielen und in der Welt herum zu gondeln. Aber es werden wohl noch ca. 2 Jahre vergehen, bevor ich mich irgendwo sesshaft machen werde. Ob dies gerade Wien sein wird, weiß ich nicht. Wenn ich in Wien eine halbwegs gut bezahlte Stellung erhielt, würde ich zurückkommen, aber die Zeiten sind ja schlecht, dass dort nichts anzufangen ist.“ (Pierre Ramus Papers, Mappe 172)

Doch auch in Rumänien waren die Zeiten nicht besonders gut. So konnte Saueracker zwar eine Anstellung finden, jedoch war er insgesamt mit seinem Aufenthalt nicht sehr zufrieden, auch wenn er einige Kontakte zu anarchistischen und antimilitaristischen Zirkeln knüpfen konnte und sich dort mit dem Schriftsteller Eugen Relgis anfreundete. Eugen Relgis war die zentrale Persönlichkeit der „humanistischen Bewegung“, wie sich die wohl aktivste pazifistische und anarchistische Bewegung dieser Zeit in Rumänien nannte. Saueracker schickte Übersetzungen von Relgis Schriften nach Wien und plante auch einige Artikel über ihn zu schreiben, jedoch kam ihm ein Ausweisungsbescheid der Polizeibehörde dazwischen. Am 9. Juli schrieb er, dass er aufgefordert wurde, das Land binnen 24 Stunden zu verlassen. Da er darauf nicht reagierte oder reagieren wollte, wurde er ein Monat später von seinem Büro aus mitgenommen. Als Begründung gab die Polizei seine antimilitaristischen Aktivitäten an. Am Folgetag wurde er verhaftet und in ein Sammelgefängnis gesteckt. Saueracker schildert seine Erlebnisse und die grauenvollen Verhältnisse in diesem Bukarester Gefängnis, in dem er insgesamt zwei Tage verbrachte, ausführlich in einem Brief an Ramus. Von Bukarest wurde Saueracker nach Konstanza überstellt, dort gelangte er auf ein Frachtschiff, das auf dem Weg in die italienische Hafenstadt Brindisi war. Die nächste Nachricht erhielt Ramus Ende August, diesmal aus Konstantinopel (Istanbul). Auch zu dieser Episode gibt es einen ausführlichen Brief, der ganz im Stil eines Orientreisenden mit Elementen einer sozialkritischen Reportage gehalten war. Aber auch Konstantinopel entpuppte sich als schwieriges Pflaster, zwar mit bezaubernder Kulisse, doch mehr als eine Stelle als Erdarbeiter konnte er auch dort nicht finden. Es zog ihn weiter in Richtung Osten. Die Stadt Samsun am Schwarzen Meer gab er als nächste Station an. Saueracker teilte Ramus bereits seine Anschrift in der Hafenstadt mit und schrieb, dass er plane, dort für einen Monat zu bleiben… mit diesen Angaben endet der Brief. Ob er Samsun jemals erreichte oder wohin er nach Konstantinopel reiste, zur Beantwortung dieser Fragen finden sich im Ramus Nachlass keine Hinweise mehr.

Nur eines ist über diese Reise noch zu finden. Im September 1924 erscheint in EuB ein Leserbrief von Saueracker, in dem er heftig auf eine allzu wohlwollende Interpretation der rumänischen Verhältnisse, die die Feministin und Pazifistin Cornelia Emilian auf der europäischen Friedenskonferenz in Tschechien äußerte, reagierte. Er schrieb, dass er beruflich für 15 Monate in Rumänien gelebt habe und die Situation vor Ort genau kenne. Der Leserbrief endet mit den Worten, „dass Rumänien ein Land des Terrors ist, jede Freiheitsregung im Keime erstickt, und für das die Worte Geltung haben, die einer der hervorragendsten Publizisten Rumäniens zu mir sagte: „In Rumänien herrscht die Despotie; es gibt keine Menschenrechte.“ (EuB, Nr. 42, 1924) Den Brief schrieb er übrigens aus der Kleinstadt Adapazari im Nordwesten der heutigen Türkei unweit des Marmarameeres.

Anfang 1925 erfolgte die Rückkehr nach Wien und Saueracker übernahm eine Stelle als Kolporteur und Journalist. In den von Neubauer erwähnten Polizeiakten, ist auch zu lesen, dass er Mitte 1926 als Gesellschafter der Firma Fuchs & Co in Erscheinung trat „ohne hier den großen Geschäftlichen Durchbruch zu schaffen“ (Neubauer, S. 214). Im selben Zeitraum, im August 1926, berichtete Saueracker Ramus von einem anderen „Durchbruch“. In einem Brief verkündete er voller Zuversicht und Vorfreude, dass sein langjähriges Projekt, in Wien eine Antikriegsmuseum zu eröffnen, knapp vor der Verwirklichung stehe. Er erwähnte auch, dass ein Grundstock an Ausstellungsstücken und die Räumlichkeiten bereits vorhanden wären. Ob dieses Museum jedoch jemals eröffnet wurde und wenn ja, wo… auch hier müssen die Fragen (noch) unbeantwortet bleiben. Die Idee, ein Antikriegsmuseum zu eröffnen, war jedoch nicht neu. In Berlin existierte bereits seit drei Jahren das vom anarchistischen Kriegsgegner Ernst Friedrich gegründete Antikriegsmuseum. Friedrich war einer der bekanntesten Antimilitaristen in Deutschland und Kopf einer anarchosyndikalistischen Jugendbewegung wie auch Herausgeber der weit verbreiteten Jungendzeitschriften „Freie Jugend“ (1919-1926) und „Schwarze Fahne“ (1925-1929). International bekannt wurde er vor allem durch den Bildband „Krieg dem Kriege“.

1926 besuchte Alfred Saueracker Ernst Friedrich in Berlin, somit ist es mehr als wahrscheinlich, dass er das dortige Antikriegsmuseum kannte und schließlich den Entschluss fasste, ähnliches auch in Wien aufzubauen. In der EuB lässt sich zumindest kein Bericht über dieses Museum finden.

Saueracker hatte außer zu Ernst Friedrich aber auch noch andere Kontakte und Verbindungen zur syndikalistischen Bewegung in Deutschland. Interessanterweise wurde er als zuständige Person für den Österreichvertrieb der Zeitschrift „Die schaffende Frau“, diese gilt als die erste sozialistische Frauenzeitung mit Modebeilage, angegeben. Die Zeitschrift für Fraueninteressen und Kultur, so lautete der Untertitel, erschien im Umfeld der FAUD (Freie Arbeiter-Union Deutschlands) und wurde in deren Zeitung „Der Syndikalist“ stark beworben. Ein regelmäßiger Autor im Syndikalist war der bereits erwähnte Fritz Oerter, der auch im Verlag der Reformsiedlung Eden publiziert wurde.

Die 30er Jahre

Anfang der 30er Jahre tauchte Alfred Saueracker plötzlich wieder auf. Angespornt von den Geschehnissen der Zeit muss er vermehrt den Drang nach politischer Artikulation verspürt haben. Es finden sich einige Zeitungsbeiträge – manche unter dem neuen Pseudonym „Pribeagul“ – und im Nachlass von Ramus sind auch einige Briefe aus dieser Zeit zu finden.

Auslöser dürfte eine Bitte des tschechischen Schriftstellerfreundes Karl Wilhelm Fritsch gewesen sein, dessen antimilitaristisches Drama „Hochverrat“ in Tschechien unter die Zensur fiel und diesen Skandal machte Saueracker im Frühjahr 1932 in der EuB öffentlich. Es finden sich in Ramus Nachlass insgesamt zwei Manuskripte von Fritsch, die beide von Saueracker mit dem Hinweis an Ramus, sich die Texte anzuschauen und nach Möglichkeit Fritsch zu unterstützen, weitergereicht wurden.

In der Folge entwickelte Saueracker eine rege Publikationstätigkeit, die erst mit der endgültigen Einstellung der Zeitschrift EuB im Herbst 1933 endete. Die Themen, denen sich Saueracker widmete, lassen eindeutig eine Kontinuität seiner politischen Schwerpunkte erkennen:

Der politische Kampf gegen Militarismus und Krieg, den aufkommenden Faschismus bzw. den Aufstieg der Nazis sowie gegen jede rassische Ideologie und den Antisemitismus. So ließ Saueracker einen Bericht „Vom Wiener Nazi-Parteitag“ mit der Losung enden: „Nicht Deutscher, nicht Jude, nicht Usbeke, nicht Eskimo, sondern Mensch zu sein, dem nichts Menschliches fremd ist – das ist und bleibt der Hochgedanke unserer Weltanschauung.“ (EuB, Nr. 42, 1932) Die feindliche Haltung der Nazis in Deutschland gegen ihre politischen Gegner, der aggressive Antisemitismus und das militante und brutale Auftreten auf der Straße ließen viele bereits früh erahnen, was es bedeuten wird, wenn Faschismus und Nationalsozialismus an die Macht kommen – nämlich Krieg.

Für Saueracker war jedoch auch klar: Solange es Staaten gibt, wird es auch Kriege geben. Deshalb auch seine Kritik an der naiven bürgerliche Friedenspolitik und deren Hoffnung, dass durch Völkerbund und staatliche Friedensinitiativen der nächste Krieg verhindert werden kann. Der sonst vielleicht idealistische Saueracker zeigt in einigen Artikeln sehr realistisch, wie die Interessen zwischen Militär, Politik und Wirtschaft ihren Einklang finden. Er illustriert dies anhand der Waffentransporte vom faschistischen Italien durch das noch republikanische Österreich in das ebenfalls faschistische Horty Regime in Ungarn im Jahre 1933. Seine Haltung zu diesem Geschehen ist klar. Nicht an den Willen der Regierung ist hier zu appellieren, sondern es bedarf einer direkte Aktion der Arbeiter_innenschaft.

„Wir Anarchisten und Antimilitaristen verlangen und fordern in dieser Angelegenheit von der Regierung nichts. Wir richten aber die Aufmerksamkeit der Arbeiterschaft auf diese Tatsache und verlangen von ihr, insbesondere von den Eisenbahner, Chauffeuren usw. zu wissen:

Worin besteht der Solidaritätsgeist und der Sinn der Arbeiterbewegung, wenn sie nicht die sofortige Einstellung jedweden Kriegsgerätetransport, die Beschlagnahme und vor allem die fachgemäße Vernichtung dieser Mordwerkzeuge schleunigst zur Durchführung bringt? Worin?!“ (Pribeagul, EuB, Nr. 4, 1933)

Auch die militärische Auseinandersetzung zwischen der faschistischen Heimwehr und den sozialdemokratischen Schutzbündlern und die frühen militanten Auseinandersetzungen mit den Nazis werden von Saueracker scharf kritisiert. So schrieb er im Herbst 1932 in einem Artikel über den „Simmeringer Blutsonntag“, bei dem es zu Auseinandersetzungen zwischen Faschist_innen und Antifaschist_innen kam, über die Ineffektivität dieser Form der politischen Konfrontation, die die Sozialdemokratie betreibe. Denn die Stärke der Arbeiter_innenschaft liegt nach Saueracker nicht im Kampf auf der Straße, sondern im Kampf in den Betrieben. „Die direkte Aktion des sozialwirtschaftlichen Kampfes trifft die Reaktion ins Herz und bahnt den Weg zur herrschaftslosen Gesellschaft.“ (EuB, Nr.44, 1932) Dass die Sozialdemokratie genau diese Kampfform nur rhetorisch praktizierte, wird schließlich in deren Zusammenbruch im Februar 1934 nur zu sichtbar. Das letzte Aufbäumen der Sozis scheiterte nicht nur militärisch, sondern auch am Unvermögen, einen Generalstreik oder zumindest eine breite Streikbewegung in Gang zu setzen. Ohne hier ausführlich auf die historische Situation einzugehen, zeigt diese politisch-militärische Niederlage der Sozialdemokratie auch die Schwächen einer autoritär-hierarchischen Parteistruktur. Denn während die Parteiführung nicht wusste, ob sie etwas unternehmen sollte, wusste die Basis nicht, was sie tun sollte – denn es gab keine Koordination und kaum Waffen. Auch wenn es vereinzelt zu Streik- und Kampfhandlungen kam, hier vor allem in Linz und Wien, so war der Widerstand gegen das entstehende Regime im Verhältnis zur Größe und Stärke der sozialdemokratischen Bewegung nur gering.

Für die Anarchist_innen rund um den BhS war Anfang der 30er Jahre die Vasektomie-Affäre, die mit einer vorübergehenden Inhaftierung von Pierre Ramus einherging, das zentrale Ereignis. Wie viele andere Genoss_innen auch setzte sich Alfred Saueracker aktiv für die Freilassung Ramus ein und führte die Agitation für Vasektomie in der EuB weiter. In seinen Auseinandersetzungen mit dieser Thematik – Vasektomie bedeutet die (vorübergehende) Sterilisation von Männern – kam er zu weitreichenden Forderungen, die er in einem Brief an Ramus ausführte. Er bezieht sich dabei auf Kurt Hiller, der sich schon in den 1910er Jahren für das Recht auf Homosexualität einsetzte, und schreibt: „Wir müssen das Recht jeden Staatsbürgers proklamieren, über den eigenen Körper zu verfügen und über den Körper eines anderen voll Willensfähigen mit dessen Einverständnis.“

Saueracker forderte folgerichtig, dass Homosexualität kein Strafdelikt sein dürfe, auch wenn dies, so seine Vermutung, auf Widerspruch unter den Genoss_innen stoßen würde, ebenso befürwortete er die Schwangerschaftsunterbrechung und die Vasektomie, die beide mit Hilfe von Mediziner_innen durchgeführt werden sollten. Bei der Vasektomie überträgt das männliche Individuum einem Arzt oder der Ärztin das Recht des medizinischen Eingriffs, also des Abklemmen der Samenleiter.

Die sozialpolitische Forderung, Sexualität von der Kinderzeugung zu trennen, war zwar zu diesem Zeitpunkt nicht mehr neu, seit Jahrzehnten wurde dies gerade von Anarchist_innen im Spannungsbereich von freier Liebe und freier Sexualität thematisiert. Jedoch die Form war es, die die Vasektomieaffäre so spannend macht, denn hier erklärt sich der Mann bereit, eine freie Sexualität ohne Kinderfolge zu gewährleisten. Argumentiert wurde dies stark unter einem sozialen und familiären Blickwinkel, dass nämlich durch das Abklemmen der Samenleiter einfach eine sichere Familienplanung möglich ist. Im Sinne von: Ein freies und im besten Fall lustvolles Sexleben ohne die sozialen Folgeschwierigkeiten, die ein Kinderreichtum mit sich bringt, für die proletarische (Klein)Familie.

Dieser Angriff auf die fruchtbare Männlichkeit wurde jedoch vom Staat nicht so einfach hingenommen. Bei der Vasektomieaffäre handelt es sich um ein behördliches Vorgehen gegen die Ärzte, die den Eingriff durchführten und gegen die politischen Fürsprecher wie Ramus und andere Beteiligte.

Im Juni 1932 begann der Prozess, bei dem neben Pierre Ramus insgesamt 21 Personen u.a. wegen schwerer Körperverletzung angeklagt waren und zur Überraschung und Freude der Anarchist_innen sprach das Schöffengericht einen glatten Freispruch aus. Der Staatsanwalt ging daraufhin in Berufung und knapp zwei Jahre später im Mai 1934, nach der Machtübernahme des faschistischen Dollfuß-Regimes, kam es zu folgenreichen Urteilen. Pierre Ramus und weitere vier Personen wurden zu schwerem Kerker verurteilt, Ramus zu insgesamt 14 Monaten.

Die Zeitschrift hatte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr existiert. Das Urteil allein war aber nicht der alleinige Grund für das Aus von EuB. Seit den 30er-Jahren war die finanzielle Situation aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage angespannt. Im April 1933, ein paar Monate nach der Machtübernahme bzw. Übergabe der Reichsgewalt in Deutschland an die NSDAP, wurde die Zeitschrift EuB in Deutschland verboten. Ohne Verkauf im Nachbarland wurde die finanzielle Lage immer prekärer. Im September 1933 erschien die letzte Ausgabe ohne Hinweis auf ein bevorstehendes Ende.

Über die Aktivitäten der herrschaftslosen Sozialist_innen zur Zeit des Austrofaschismus ist nur wenig bekannt. Vom 1998 verstorbene Grazer Anarchisten Ferdinand Gross wissen wir, dass sich in Graz Genoss_innen organisierten und Kontakt zu ausländischen anarchistischen Gruppen herstellten. Auch wenn viele in die innere Emigration gingen und die kleinen Organisationsstrukturen 1937 zerschlagen wurden, gab es Flugblattaktionen und im selben Jahre erschienen noch drei Nummern der Untergrundzeitschrift „Brot und Freiheit“. (vgl. Müller)

Der letzte Brief von Alfred Saueracker aus dem Ramus Nachlass ist vom März 1933. Dieser handelt von einem geplanten Zeitungsartikel für die EuB und die Angelegenheit Fritsch. Lenkt man die Aufmerksamkeit auf das Briefpapier, sieht man den Briefkopf der „Ärztlichen Kraftfahrer-Zeitschrift“, ähnlich dem des Jahres 1926, welcher auf „Levante, Zeitschrift für Kulturelle und wirtschaftliche Verbindung zwischen Ost und West“ verwies. Diese redaktionelle oder korrespondentische Tätigkeit stimmt mit den Angaben im Polizeibericht aus dem 26er Jahren überein. Im Wiener Meldeverzeichnis findet sich Ende der 30er Jahre ein Alfred Saueracker, Schriftsteller, wohnhaft in Favoriten, was vermuten lässt, dass er die austrofaschistische Zeit in Wien zubrachte. Für Alfred Saueracker muss es jedoch immer gefährlicher geworden sein… als Anarchist, Antimilitarist und als Jude.

Sein Freund und Genosse Pierre Ramus floh 1938 vor den Nazis und gelangte über die Schweiz nach Frankreich, als die Nazis in Frankreich einfielen, ging die Flucht nach Spanien weiter, bis er schließlich in einem Flüchtlingslager in Marokko landete. Von hier aus wollte er über den Atlantik nach Mexico übersetzen. Seine Frau und die beiden Töchter waren von ihm getrennt bereits in Sicherheit, sie konnten 1938 in die USA ausreisen. Ramus sollte Amerika nicht mehr erreichen. Er verstarb im Mai 1942 auf der Überfahrt an Herzversagen.

Emigration und Hilfslieferungen

Alfred Saueracker hatte mehr Glück als Ramus. Ihm gelang die Flucht. Zunächst nach England, 1940 reiste er weiter in die USA. Er und seine Frau bekamen die Registration Card mit der Nummer 766 – Alfred Saueracker und Anna Saueracker wohnhaft in Chicago. Sein Leben in der Emigration war nicht einfach. Er hielt sich als Tellerwäscher, Nachtwächter und Buchhalter über Wasser und übersiedelte schließlich nach Kalifornien. Im Jänner 1946 inserierte Alfred Saueracker in dem radikal-pazifistischen Journal „Pacifica Views“ folgende Annonce: „I would be very glad to furnish the names and addresses of friends in Europe to whom food parcels might be sent.“ Die Personenbeschreibung, die die Redaktion dieser Anzeige anhängte, liest sich folgendermaßen:

„Mr. Saueracker was one of the founder of the Austrian section of the War Resisters‘ International. As a writer and editor, he was high on Hitler’s list of dangerous people after the seizure of Austria. He came to America after a short stay in England.“ (Pacifica Views, Nr. 36, Vol. 3, 8. Februar 1946) Die Hilfslieferungen kamen zustande und sie erreichten ihr Ziel.

Ein junger Wiener Genosse mit dem Namen Karl Sabathy bedankt sich in einem Schreiben für die von Parker veranlasste Lieferung von Lebensmittelpaketen und schildert den fernen Genossen in wenigen Worten seine Erfahrungen während der NS-Zeit. Denn wegen seiner pazifistischen Aktivitäten verbrachte er zwei Jahre im Zuchthaus. Er erwähnte auch das Ableben des gemeinsamen Freundes und Genossen Pierre Ramus, vergaß aber auch nicht mitzuteilen, dass sich in Wien wieder eine Gruppe gefunden habe, die es sich zur Aufgabe gemacht habe, „ihre gemeinsamen Ideen“ wieder unter die Menschen zu bringen. (Pierre Ramus Papers, Mappe 501)

Bei der Organisation dieser Hilfslieferung erhielt Saueracker tatkräftige Unterstützung von seinem neuen Arbeitgeber. Es war dies der Pastor der baptistischen Kirche in der Lakeshore Avenue in Oakland. Saueracker fand dort eine Anstellung als Hausmeister. Insgesamt sendeten sie über 3000 Pakete mit Essen und Kleidung an die notleidende Bevölkerung in sieben kriegsgeschädigte Länder in Europa und Asien. Irgendwann in diesem Zeitraum änderte er auch seinen Namen – aus Alfred W. Saueracker wurde Alfred W. Parker.

World Peace Day

Das Ende des 2. Weltkriegs bedeutete nicht nur den Sieg über das Dritte Reich, sondern auf Grund der neuen Machtkonstellation schlitterte die Welt in eine neue duale globale Ordnung, in der sich die Blöcke des realen Kapitalismus und des realen Sozialismus gegenüberstanden. Diese geopolitische Aufteilung zog über Jahrzehnte die Welt in ihren Bann und wurde in der Folge als Kalter Krieg bezeichnet.

Die permanente „kalte“ Kriegsdrohung hatte aber auch seine „heiße Phasen“ – denken wir an Korea, Vietnam oder Afghanistan und produzierte im Wettkampfeifer ein unvorstellbares militärisches Zerstörungspotential, das bis heute vorhanden ist.

Durch die zum Einsatz gebrachten Atomwaffen wurde nach Meinung vieler mit der Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki Japan einfach zur Kapitulation gebombt. Für andere war der Abwurf ein nicht zu rechtfertigendes Unterfangen, das 100.000e Menschen mit zwei Schlägen tötete und zwei Städte vollkommen zerstörte. Fakt ist, mit der Entwicklung der Atombombe steht die Welt vor einem neuerlichen Abgrund. Die Bombe und die zur Ikone gewordene Pilzwolke sind Zeichen der möglich gewordenen Auslöschung der Erde. Wissenschaft, Technik, Industrie und Militär haben eine Waffe erschaffen, die nicht nur speziell die Zivilbevölkerung im militärischen Visier hat, sondern im Grunde die gesamte Menschheit bedroht.

Recht bald nach dem Abwurf begannen in den USA die Diskussionen über die Auswirkungen und die militärische Notwendigkeit des Abwurfs, wobei sich hier die kritischen Stimmen in der Minderheit befanden. Ein Überlebender von Hiroshima, der methodistische Seelsorger Kiyoshi Tanimoto, begann nach Kriegsende Feierlichkeiten im Gedenken der Opfer von Hiroshima und Nagasaki abzuhalten. Sein Ziel war ein internationaler Gedenktag am 6. August, ein „world peace day“ am Tag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

In den ersten beiden Jahren hatte die Veranstaltung eher den Charakter eines Friedensfestivals, es fand international nur wenig Beachtung und thematisierte vornehmlich die finanzielle Entschädigung der Betroffenen. Unzufrieden mit dieser Entwicklung startete Kiyoshi Taimoto im Herbst 1947 eine weltweite Kampagne, mit deren Hilfe der World Peace Day stärker eine religiöse Bedeutung bekommen sollte. In einem Interview mit den amerikanischen Journalisten Rutherford Poats teilte er mit: “I don’t want to see the tragedy of Hiroshima recur anywhere else in the world”. (vgl. Tetsuya Okahata) Die von Poats gestaltete Kurzform war: “No More Hiroshimas“. Diese Phrase gelangte schließlich in die US-Zeitungen und in die Köpfe vieler Menschen.

So erfuhr auch Alfred Parker von diesem Gedenktag, ließ sich für diese Idee begeistern und propagierte sie intensiv in den verschiedensten kirchlichen Vereinigungen. Schließlich wurden nationale US-Medien auf die von Parker ins Leben gerufene Graswurzelbewegung „No more Hiroshimas“ aufmerksam. Auch wenn sie konträr zum allgemeinen amerikanischen Diskurs stand, bei dem Hiroshima weitgehend nicht als Zeichen des Schreckens, sondern der siegreichen Beendigung des Schreckens des 2. Weltkriegs gesehen oder im patriotischen Sinne als Revanche für Pearl Harbor gedeutet wurde. Binnen zweier Jahre, von 1945 bis 1947, veränderte sich die Meinung innerhalb der amerikanischen Bevölkerung markant. So stieg die ablehnende Einstellung gegenüber dem Einsatz von Atombomben von 17% auf 38%. Die weltweite Auseinandersetzung über die neue Waffentechnologie und deren Vernichtungskraft war somit begonnen. (vgl. Tetsuya Okahata)

Im April 1948 gründete Alfred Parker das Internationale Komitee für den „World Peace Day“ in Oakland Kalifornien. Mit an Bord waren Unterstützer_innen wie der damals bekannte Journalist und Kriegsreporter Pierre van Paassen, der nigerianische Politiker und spätere erste Staatspräsident des „unabhängigen“ Nigerias, Nnamdi Azikiwe, der katholische Priester, Lebensreformer und Pazifist Johannes Ude aus Österreich, der Bürgermeister von Hiroshima Shinzo Hamai und der Überlebende Kiyoshi Tanimoto. Die beiden Zielsetzungen der Konferenz galten dem Gedenken an die Opfer des 2. Weltkriegs wie auch der Mahnung an die Tragödie von Hiroshima.

Parker hoffte, dass durch den World Peace Day die weltweit existierenden Graswurzelbewegungen gegen den Krieg koordiniert und vereinigt werden könnten, um dieses Streben letztendlich politisch zu stärken. Anfangs dürfte dieses Vorhaben auch aufgegangen sein.

Am 6. August 1948 gab es in 26 Ländern Gedenkveranstaltungen in Form von öffentlichen Versammlungen, Konferenzen oder Gedenkmessen. So veranstaltete die britische War Resisters‘ International in Salsbury ein landesweites Treffen, bei dem sie unter der Deklaration „No more Hiroshimas“ über neue Wege zur Verhinderung von Kriegen diskutierten. In Hiroshima fand eine Zeremonie bei dem neu errichteten Gedenkturm für den Frieden (Memorial Tower of Peace) statt, um hier nur zwei Ereignisse zu erwähnen.

Während die Teilnahme am „World Peace Day“ in den Folgejahren vor allem in Japan und Europa zunahm, blieb dieser in den USA auf religiöse Kreise beschränkt. Von Alfred Parker sind in diesem Zusammenhang folgende Worte überliefert:

„I am only a janitor and have no social status. So, no one in the US pays attention to my movement, but people in foreign countries offer their cooperation one after another. A janitor’s peace movement. Isn’t it ridiculous?“ (Rieko Asai, S. 338)

In den Folgejahren verlor die Bewegung an Bedeutung. Die geistige und militärische Mobilisierung der Menschen an Hand des klassischen Freund-Feind-Schemas erhielt durch die Ost-West-Konfrontation des Kalten Krieges die uneingeschränkte Vormachtstellung. „Friede“ wurde durch die reale Kriegsgefahr und die militärische Aufrüstung und Abschreckung hergestellt. Und das Militär blieb der wichtigste Impulsgeber für Forschung, Entwicklung und Industrie und das gilt bis heute.

Nachwort

Das meiste, was über Alfred Saueracker oder Alfred Parker zu finden ist, sind neben den Artikeln in EuB jene Briefe, die er an Pierre Ramus schrieb. Einige davon sind noch heute im Nachlass zu finden. Hinzu kommen noch die beiden Broschüren und natürlich unsere „geschätzten“ Gerichts- und Polizeiarchive.

Über das weitere Leben von Alfred Parker ist leider kaum etwas bekannt, zumindest hier in Europa. Es finden sich zwar Onlineeinträge auf einigen Archivseiten, wodurch ein geringer Teil seiner weiteren Briefkontakte rekonstruiert werden kann, jedoch, so die Vermutung, stehen diese im Zusammenhang der breit gestreuten „World Peace Day“-Bewegung. So war Parker in Kontakt mit dem französischen Individualanarchisten Emile Armad, mit dem Chemiker und Friedensnobelpreisträger Linus Pauling oder der Schriftstellerin, Feministin und Pazifistin Vera Brittain. Doch genug mit dem Namedropping, denn es geht hier nicht darum, Alfred Sauerackers/Parkers Bedeutung zu erhöhen, aus ihm einen großen Namen zu machen.

Es geht darum zu zeigen, wie einer wie Alfred Saueracker/Parker versucht hat, sein Leben durch das turbulente Fahrwasser seiner Zeit zu steuern und dabei nicht vergaß, für „das Recht aufs Leben zu kämpfen und es sich nicht nehmen zu lassen!“ (EuB, Nr. 52, 1920)

Oder um mit den Worten des französischen Philosopen Jacque Ranciére zu sprechen, der gegen jene Geschichtsstrategen argumentiert, die glauben, Einsicht in die historischen Notwendigkeiten zu besitzen: „Die Arbeit in den Archiven hat mich zumindest eine Sache gelehrt, nämlich die, dass die Geschichte von Menschen gemacht wird, die nur ein Leben haben. Das bedeutet, die Geschichte bewegt sich selbst nicht und sagt nichts aus. Was man Geschichte nennt, wird durch Menschen gestiftet, die auf der Grundlage ihres eigenen Lebens und ihrer eigenen Erfahrung Zeitläufe gestalten.“ (Rancière Jacques, S. 95)

Alfred W. Parker gestaltete diese bis zum 13. Februar 1987. An diesem Tag verstarb er in Alamed, California.

Literaturliste

Fuchs Walter : Vom Wesen des Antimilitarismus, Genossenschaftsverlag „Neues Leben“, Wien, 1922

Gütermann Christoph: Die Geschichte der österreichischen Friedensbewegung 1891-1985, in Manfried Rauchensteiner (Hg.) Überlegungen zum Frieden, Deuticke, Wien, 1987

Müller Reinhard: Der aufrechte Gang am Rande der Geschichte. Anarchisten in der Steiermark zwischen 1918 und 1934, in R[obert] Hinteregger & K[arl] Müller & E[duard] Staudinger (Hrsg.): Auf dem Weg in die Freiheit (Anstöße zu einer steirischen Zeitgeschichte). Graz: Kuratorium der Wanderausstellung 1984, S. 163–195.

Müller-Kampel Beatrix: »Krieg ist der Mord auf Kommando«. Bürgerliche und anarchistische Friedenskonzepte. Nettersheim 2005

Neubauer Christian: Rudolf Großmann (>Pierre Ramus<) und der österreichische Anarchismus von 1907 bis 1934, Dissertation, Wien, 1999

Novy Klaus, Förster Wolfgang: einfach bauen, Genossenschaftliche Selbsthilfe nach der Jahrhundertwende. Zur Rekonstruktion der Wiener Siedlerbewegung , Wien, 1991

Ramus Pierre: Aufruf zur Gürndung einer Internationalen Siedlungs-Gemeinschaft, EuB, Nr. 5, 1920,

Rieko Asai: Hiroshima and the U.S. peace movement: Commemartion of august 6, 1948 – 1960, in

Rancière Jacques im Gespräch mit Eric Hazan: Demokratien gegen die Demokratie; in: Demokratie? Eine Debatte, Berlin 2012

Piehler Kurt, Sidney Pash: The United States and the Second World War, 2010

Misar Olga (Steinitz Martha und Stöcker Helene): Kriegsdienstverweigerer in Deutschland und Österreich, Verlag „Die Neue Generation“, Berlin, 1923

Sonnenfeld Kurt: Internationalismus und Völkerhass, in: EuB, Nr. 22 und Nr. 24, 1920

Tetsuya Okahata: News coverage of the atomic bombing, aufgerufen auf www.hiroshimapeacemedia.jp im Oktober 2014

Kriegsdienstverweigerer in vielen Ländern, Bericht über die Bewegung in 21 Ländern und über die Interantionale Konferenz in Sonntagsberg (Österreich) Juli, 1928

War Restisters of the World, War Restisters‘ international conference, Hoddesdon, London, July 3rd – 6th, 1925

Was ist und will der Bund herrschaftsloser Sozialisten? Verlag „Erkenntnis und Befreiung“, Wien-Klosterneuburg, 1922, Nachdruck

Pacifica Views, Vol 3, 8. Februar 1946, Nr. 36 online unter: https://archive.org/stream/xcollection2112B#page/n73/mode/2up

Marburger Zeitung, Schüsse im ungarischen Parlament, Nr. 217, 27. September 1921,

Broschüren von Alfred Saueracker

Terror und Christentum: Rudolf Cerny, Wien, 1920 Terror und Judentum: Verlag Internationaler Kulturbund „Neues Leben“, Wien, 1921

Veröffentlichungen in „Erkenntnis und Befreiung“

EuB, Nr.2, 1920, Gegen die monarchistische Reaktionsgefahr! vom Aktionskomité des

Bundes herrschaftsloser Sozialisten. / Bei diesem Komitee war A.S.

EuB, Nr. 6, 1920, Der Kampf gegen die Reaktion – von A.S. (siehe Artikel von Nr. 2)

EuB, Nr. 52, 1920, An das arbeits- und obdachlose Proletariat!

EuB, Nr. 32, 1921, Die Waffen und die Grenzen nieder!

EuB, Nr. 33, 1921, Ein Tag der Verheißung – (A.S.) (Grundsteinlegung Siedlung Eden)

EuB, Nr. 35, 1921, Nicht vergeben nicht vergessen

EuB, Nr. 48, 1921, In ernster Stunde – (Ramus und Saueracker)

EuB, Nr. 6, 1924, Dem Andenken Peter Kropotkin

EuB, Nr. 42, 1924, Ein offener Brief an Frau Cornelia Emillan Bukarest, (über Rumänien)

EuB, Nr. 20, 1932, K.K. Österreich in der Tschechoslowakei, Fritsch’s Drama Hochverrat,

EuB, Nr. 24, 1932, Warum ich den Militärdienst verweigern werde. Bezieht sich auf eine Aufforderung von Albert Einstein, anlässlich einer Konferenz der intenationalen Kriegsdienstgegener – im August 1931 – Kriegs- oder Kriegsvorbereitungen zu unterstützen.

EuB, Nr.31, 1932, Die 2. Internationale und der Antikriegskongress

EuB, Nr.37, 1932, Krieg als Geisteskrankheit (bezieht sich auf das Buch von Emil Fusser – Krieg als Krankheit

EuB, Nr. 38, 1932, Weltkongress der Kriegsopfer und der Pazifisten – Kongress in Wien – A.S. Äußert sich kritisch über die bürgerliche Vorstellung der Pazifisten, dass Staaten oder der Völkerbund frieden wollen und weisst wieder auf die Verschränkung von Rüstunggeschäfte und Politik hin.

EuB, Nr. 40, 1932, Miliz in Österreich, gegen das Milizsystem, Autor, a.s.

EuB, Nr. 40, 1932, Rund um die Gegenwart; internat. Konflikte und Geopolitik, usw.

EuB, Nr.41, 1932, Geburtenregelung und Vasektomie;

EuB, Nr.42, 1932, Berichtet „Vom Wiener Nazi-Parteitag“ in dem er sich wieder klar gegen die rassischen Vorstellungen und Antisemitismus richtet

EuB, Nr.43, 1932, Hakenkreuz, Stahlhelm und Feigenblatt

EuB, Nr.44, 1932, Der Simmeringer Blutsonntag

EuB, Nr.45, 1932, Pierre Ramus muss freigelassen werden! – (Pribeagul)

EuB, Nr. 46, 1932, Artikel – (Pribeagul)

EuB, Nr. 47, 1932, Vom Söldnerheer zur Miliz – (A.S.)

EuB, Nr. 48, 1932, Was auf dem Parteitag nicht zur Sprache kam

EuB, Nr. 52, 1932, Miliz

EuB, Nr. 4, 1933, Italienische Munition für Ungarn durch Österreich – (Pribeagul)

im Nachlass von Pierre Ramus (Pierre Ramus Papers/ PRP)

(http://search.socialhistory.org/Record/ARCH01162/ArchiveContentList)

Briefe:

PRP 152; Brief vom 5. Oktober 1921; Hadersdorf; vertraulicher Bericht über die Siedlung Eden,

PRP 153; Brief vom 20.6.1922; Wien; Bericht vom Exekutivkomitee, Bund der Kriegsdienstgegner

PRP 157; Brief vom 26. August 1926; Wien, Bericht über das Antikriegsmuseum;

PRP 164; Brief vom 10. März 1933; Wien; Zur Angelegenheit Wilhelm Fritsch und Artikel über Rüstungspolitik

PRP 168; Brief undatiert 1932; Wien; Artikel über Wilhelm Fritsch; und handschriftl. Manuskrip „Hochverrat“

PRP 172; Brief von 11. Jänner 1924; der Globetrotter

PRP 172; Brief vom 9. Juli 1924; aus Bukarest; über Relgis, Artikelpläne und Ausweisung

PRP 302; Brief vom 16. August 1924; Meine letzten Erlebnisse in Rumänien;

PRP 302; Brief vom 25. August 1924; Konstantinopel, Brief aus Konstantinopel (7 Seiten);

PRP 501; Brief von Karl Sabathy an Alfred W. Parker 1946, bedankt sich für Hilfslieferungen

Manuskripte:

PRP 301_1; Winterhilfe die Pflicht der Gemeinden,

PRP 300_2; Denkschrift an die Internationale der Kriegsdienstgegner anlässlich der Genfer Abrüstungskonferenz, Dezember 1931, Lady Kathleen Simon und die Sklaverei in Afrika – beide Briefe aus dem Jahre 1931

PRP 300_2; Nationale Barberei; Schrift gegen Antisemitismus

PRP 300_2; Die bulgarische Arbeitspflicht

PRP 301_1; Winterhilfe, Pflicht der Gemeinden

PRP 312; Brief irgendwann 1933; als A.S. und Pribeagul – übersendet Manuskript von den Wilhelm Fritsch Theaterstücke – Hochverrat und Haie im Teich und eine Untersuchung betreffs der Pazifistischen Internationale

Institut für Anarchismusforschung

c/o Anarchistische Bibliothek

Lerchenfelder Straße 124-126/Hof 3

1080 Wien

https://a-bibliothek.org/

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